Warnsdorfer Biographische Notizen

Vorbemerkung

Biographien von Flüchtlingen aus der nordböhmischen Herrschaft Rumburg/Rumburk (→ Buchvorstellung) lassen sich aus den → Exulantenverzeichnissen in Kombination mit Kontextquellen verschiedener Art rekonstruieren. Basis für die folgende Zusammenstellung war die aus dieser Kombination erwachsene Datenbank mit Einträgen aus solchen Quellen, wie sie in hinreichender Dichte für das unmittelbar an der Grenze zur Oberlausitz gelegene Warnsdorf/Varnsdorf zur Verfügung stehen, darunter neben den Flüchtlingslisten die Kirchenbücher und Kirchrechnungen von Warnsdorf, die Berní rula und weitere Kirchen- und Grundbücher auf lausitzischer Seite. Der unschätzbare Wert der auf diese Weise aufbereiteten Daten besteht in den Aussagen, die sie über Verbindungen der Flüchtlinge untereinander und mit ihrer Umgebung beiderseits der Grenze ermöglichen.

Die folgenden Notizen sind als Kurzzusammenfassungen zu lesen, die einen Ausschnitt aus den Befunden aus der Datenbank bieten. Sie beschreiben für sämtliche in den Rückforderungslisten (→ Emigrantenliste) genannten Warnsdorfer Flüchtlinge den Weg, der zwischen der Einzelnennung in der Quelle und umfassenden Einblicken in die jeweilige Biographie liegt. Sie zeigen die Einbindung des jeweiligen Emigranten in die Warnsdorfer Gesellschaft der 1630er und 1640er Jahre und suchen den Einschnitt auf, an dem er oder sie Warnsdorf verließ und vor der Rekatholisierung in die Oberlausitz floh. Aufgrund der Vielzahl an Informationen ist auf den Beleg der einzelnen Nachrichten an dieser Stelle verzichtet worden. In der Regel geht aus dem Kontext hervor, welche der im Buch besprochenen Verzeichnisse oder Quellen die jeweilige Information beigesteuert haben.

Die Auflistung erfolgt nach Familiennamen in der → modifizierten alphabetischen Reihenfolge, die zum Masterverzeichnis der Rumburger Exulanten beschrieben wurde.

Biographien

Christoph Arlt

Die Flüchtlingsverzeichnisse kennen insgesamt zwei Flüchtlinge dieses Namens und die Witwe eines dritten.

Letztere war die Frau des Großgärtners Christoph Arlt, der 1646 in Warnsdorf 50jährig gestorben war. Seine Frau Maria stand 1641 und, als Witwe, 1650 dort Pate, eine Tochter Maria 1648, 1649 und 1650 ebenfalls. Mindestens ein weiteres Kind, Zacharias, war vor Christophs Tod getauft worden (1641), eine kleine Tochter Barbara 1639 gestorben - wegen der verschiedenen Einwohner gleichen Namens bleiben insgesamt zwei Töchter mit entsprechender Vatersangabe unidentifiziert (Anna, Eva). Die Christoph Arlothin, die laut Berní rula selbst Inhaberin der - 1654 wüsten - Gartennahrung gewesen war, wurde im Dezember 1652 mit einem, 1660 mit drei Kindern in Spitzkunnersdorf erfaßt. Im Januar 1677 starb sie dort als Maria, die Witwe Christoph Arlts, geb. Kaufferin (Käufer), im Alter von 82 Jahren. Marie, die Tochter, heiratete 1656 in Spitzkunnersdorf Jeremias Clemens, Zacharias Arlt 1665 Elena Döring. Auf ein drittes Kind fehlen Hinweise.

Der zweite Christoph Arlt war in Warnsdorf Bauer gewesen. Die Berní rula nennt ihn 1654 unter den sedlaczy, deren Güter wüst lagen, in den Exulantenlisten erscheint er erstmals im April 1652 als geflohen, obwohl die Kirchenrechnung ihn noch Ende 1652 als anwesend führt - evtl. war er zwischenzeitlich zurückgekehrt und erst vor dem Dezemberverzeichnis 1652 erneut geflohen. Seine Frau, ein Kind und Christophs Mutter nennt letzteres Verzeichnis als mit ihm nach Bischdorf Geflohene. 1660 waren sie mit vier Kindern noch dort. Christophs Ehefrau offenbart sich im Warnsdorfer Kirchenbuch als Dorothea, die 1635 bereits Pate steht, 1639, 1642 und 1648 mit ihrem Mann drei Kinder tauft, von denen jedoch mindestens eins bald wieder starb. Weitere Nachrichten fehlen. Das Gut in Warnsdorf übernahm gegen 1655 Jacob Palme.

Als dritter Christoph Arlt erscheint in den Flüchtlingslisten ein Warnsdorfer Kleingärtner, der im November 1653 erstmals verzeichnet wurde und 1660 mit Frau und fünf Kindern in Seifhennersdorf gefunden wurde. Mit seiner ersten Frau Anna hatte er 1631 in Warnsdorf einen Sohn Michael taufen lassen, dieser heiratete 1655 in Seifhennersdorf Justina, die Tochter des Schönlinder Exulanten Mathes Salomon. Anna starb 1634. Mit seiner zweiten Frau, Barbara, taufte Christoph Arlt 1636 bis 1643 vier Töchter, von denen drei rasch starben - nur Maria (*1639) findet sich in den Warnsdorfer Sterbebüchern nicht. Nach Barbaras Tod 1643 heiratete Christoph zum dritten Mal, erneut eine Anna, →Hans Manns Tochter. Mit ihr taufte er bis 1653 sieben Kinder, von denen evtl. eine Tochter 1648 starb. Neben dem bereits erwähnten Michael sind nach der Flucht in Seifhennersdorf nachzuweisen: Dorothea, die 1658 starb (*1653 Warnsdorf); Christoph (*1644), der sich 1669 mit der Tochter des Seifhennersdorfer Gärtners Friedrich Fährmann verheiratete; Elias (*1651), der 1673 eine hinterlassene Häuslerstochter in Seifhennersdorf heiratete; Elisabeth (*1648), die im Folgejahr Christoph Roscher, Sohn eines Seifhennersdorfer Häuslers, ehelichte. Die letzten drei waren somit zum Zeitpunkt der Erhebung 1660 unverheiratet, hinzu kamen zwei in Seifhennersdorf 1655 und 1659 geborene weitere Kinder, so daß die Angabe aus dem Juliverzeichnis (fünf Kinder) exakt passen würde. Weitere zwei Kinder wurden bis 1663 in Seifhennersdorf getauft. - Der ehemalige Warnsdorfer Leineweber und Kleingärtner hatte in Seifhennersdorf eine Häuslerstelle in der Otterau erworben. Seinen Warnsdorfer Garten übernahm 1655 Georg Järschel.

Hans Arlt (Maria Arlothin)

Maria, Hans Arnolds Tochter, erscheint mit diesem Vatersnamen nur einmal, in der vermutlich 1657 entstandenen undatierten Liste, die im Umfeld des ersten Neugersdorftermins zusammengestellt wurde. Im Dezember 1652 erscheint Maria Arlothin lediglich als Wehße, ohne nähere Zuordnung, mit dem Fluchtziel Seifhennersdorf. Dort starb sie 1663, 59jährig. Ihre Eltern waren in Warnsdorf bereits 1639 (Vater) und 1642 (Mutter) begraben worden, sie selbst hatte dort 1651 zum letzten Mal Pate gestanden. - Im Warnsdorfer Schuldenverzeichnis von 1654 erscheint unter den gewesenen Hausleuten ebenfalls eine Maria Arlotin. Das 1660er-Verzeichnis meldet eine Maria Arlothin, Wittib, in Niederhennersdorf. Diese läßt sich jedoch weder über das dortige Kirchenbuch identifizieren noch einem der Rumburger Exulanten dieses Namens, der etwa zwischenzeitlich gestorben wäre, als Ehefrau zuordnen. Ob hier eine Verwechslung (Witwe/Waise) vorliegt oder eine weitere Maria Arlt unter den Geflohenen anzunehmen ist, muß daher offenbleiben.

Tobias Arlt

Der Gärtner aus Warnsdorf wurde von Januar 1653 bis November 1654 als Flüchtling in Spitzkunnersdorf geführt. In den Warnsdorfer Kirchenbüchern hat er lediglich an zwei Stellen, als Pate 1650 ("Geselle") bei →Adam Glate und 1651 bei →Fabian Kühnel, Spuren hinterlassen. Daß er zum Oberamtstermin in Bautzen im Januar 1655 nicht erschien und auch im Verzeichnis von 1660 nicht aufgeführt wurde heißt in diesem Fall nicht, daß er zurückgekehrt oder weitergezogen wäre: In Spitzkunnersdorf starb am 01. Dezember 1677 Justina, Tobias Arlts Frau von Warnsdorf, im Alter von 45 Jahren. Drei Jahre später wurde Tobias Arlt, 50jähriger Häusler, selbst in Spitzkunnersdorf begraben, nachdem er 1678 in zweiter Ehe Marie, die Tochter des Spitzkunnersdorfer Häuslers Christoff Köler, geheiratet hatte. Seine erste Frau Justina wird bei ihrer Beerdigung explizit als aus Warnsdorf stammend gekennzeichnet. Tobias und Justina könnten somit entweder unmittelbar vor oder gleich nach der Flucht in einem der Grenzorte - in Spitzkunnersdorf setzen die Traubücher 1653 ein - geheiratet haben. Taufen vierer ihrer Kinder finden sich in Spitzkunnersdorf zwischen 1655 und 1663.

Christoph Eger

Zwischen Dezember 1652 und November 1653 wurde ein Warnsdorfer Halbzügner, Christoph Eger der Jüngere, als nach Großschönau geflohen geführt. Die Warnsdorfer Kirchenbücher kennen in unserem Zeitraum zwei Egers dieses Namens - den Vogt Christoph und seinen Sohn, der 1641 Maria, die Tochter des Richters Michel Goldbrich heiratete. (Vier Monate nach Maria heiratete ihr Bruder, der spätere Richter →Christoph Goldbrich, und wurde durch den Spitzkunnersdorfer Pfarrer Peter Paul getraut). Bis 1648 tauften sie drei Kinder, mit denen sie das Dezemberverzeichnis 1652 dann in Großschönau sah.

Die Warnsdorfer Kirchrechnung wies zwischen 1648 und 1655 regelmäßig die vertagten Erbegelder Christoph Egers des Alten und des Jüngern aus - lediglich 1653 bis 1655 wurde neben den Erbegeldern Christophs des Alten die Summe der Gelder, die Christoph der Jüngere schuldete, auf dessen Gut statt auf seinen Namen verschrieben. Dieses war also in diesen drei Jahren verlassen. Christoph der Alte, der Gärtner, der frühere Vogt, war in Warnsdorf geblieben, während sein Sohn, der Bauer bzw. Halbzügner, der Jüngere, ab Dezember 1652 in Großschönau, vor 1656 wieder zurückkehrte. In diesem Jahr setzen schlagartig sowohl seine als auch die Patenschaften seiner Frau Maria wieder ein, die im Mai auch selbst eine Tochter zur Welt brachte, die den Namen ihrer knapp sieben Wochen vorher begrabenen Schwester - Maria - erhielt. Für diese im Alter von zwei Jahren und 32 Wochen gestorbene Tochter findet sich in Warnsdorf kein Taufeintrag, so daß davon auszugehen ist, daß sie um den 25. September 1653 noch in Großschönau getauft worden sein dürfte. Auch das Warnsdorfer Schuldenverzeichnis vom 01. November dieses Jahres und die Berní Rula, zwischen Juli und Oktober 1654 verfaßt, nicht aber das im November 1654 abgefaßte Schuldenverzeichnis, sehen ihn als geflohen. Insofern dürfte er maximal zwei Jahre in Großschönau gelebt haben. Sein Gut allerdings nahm er nicht wieder an: Bis 1659 wurde es unter den bei der Umschuldung von 1655 als wüst aus der Rechnung genommenen Grundstücken geführt, dann übernahm es Adam Belger. Stattdessen sehen die Grundbuchauszüge Christoph Eger den Jüngeren als Besitzer eines Bauernguts, das der ebenfalls geflohene →Peter Paul zurückgelassen und Eger 1654 übernommen habe.

Christoph Eger der Alte hatte neben Christoph d. J. noch mindestens eine Tochter Maria, die zwischen 1634 und 1640 als Patin erscheint und 1641 Görge Gutsche heiratete; des weiteren einen Sohn Hans, der 1635 als Junggeselle Pate stand, 1636 Eva, die Tochter des Richters →Michael Goldbricht (Goldberg) heiratete; einen Sohn Jacob, der erstmals 1650 als Pate erscheint und 1657 Eva, die hinterlassene Tochter →David Meltzers, heiratete; eine Tochter Sabina, 1634 geboren, 1653 erstmals als Patin nachweisbar; schließlich eine Tochter Anna, die 1659 den Witwer und Gärtner →Hans Mey (2.) heiratete. Bis auf den zurückkehrenden Christoph Eger d. J. ist keines dieser Familienmitglieder unter den Flüchtlingen zu verorten.

Hans Elstner

Der Warnsdorfer Schulmeister hatte sein Amt als Junggeselle angetreten. 1639 heiratete er Anna, die Tochter des Obergrunders Georg Palme. Die Trauung wurde in Obergrund durch den Spitzkunnersdorfer Pfarrer Peter Paul vollzogen, der in dieser Zeit auch als Pastor von Georgenthal amtierte. Zwischen 1638 und 1641, dann wieder 1647 und 1652 stand Elstner verschiedentlich Pate in Warnsdorf, seine Frau Anna zwischen 1640 und 1650 ebenfalls. In denselben elf Jahren wurden ihnen fünf Kinder geboren, ohne daß für eins von ihnen ein Begräbniseintrag überliefert wäre. Im Dezember 1652 wird Hanns Ölßner, Kürchscher (Kirchschreiber), mit Frau und vier Kindern, als nach Oderwitz geflohen verzeichnet. Dies ist der einzige Eintrag Elstners in den Rumburger Flüchtlingsverzeichnissen. Seine Rückkehr, im Buch ausführlich besprochen, spiegeln die Kontextquellen deutlich wider: Die Kirchrechnung von 1655 erwähnt den ihm unentgeltlich überlassenen Garten →Adam Siebers und die für diesen formal ab 1657, nach einem weiteren Aufschub von einem Jahr dann ab Martini (11. November) 1658 zu leistenden Termingelder von jährlich 1 Taler bis 1664, die ihm jedoch "wegen vieller mühe: Kirchenrechnung zu machen und register zu halten" erlassen wurden. Ab 1657 standen Hans Elstner und seine Frau wieder regelmäßig Pate in Warnsdorf, bereits ab 1656 auch ihre 1640 geborene älteste Tochter Maria. 1659 heiratete diese in Warnsdorf den Junggesellen Christoph Wurm, 1670 dann verheiraten sich kurz hintereinander auch die Söhne Elias (*1642) und Hans (*1648) mit Frauen aus Schönborn bzw. Niederehrenberg. Elias hatte den väterlichen Garten 1664 übernommen und mußte die seinem Vater gestundeten Zinsen ab 1666 abzahlen. Hans Elstner starb in Warnsdorf im Frühjahr 1686 und wurde, 76jährig, dort am 09. April "Christlicher Weise zur Erden bestattet […], als nembl. mit Einer Seelmes vnt Leichen Predig".

Christoph Engelmann (Dorothea)

Die Exulantenverzeichnisse kennen eine Dorothea Engelmannin, Christoph Engelmanns Tochter, und - im Juli 1660 - eine Witwe dieses Namens. Der Warnsdorfer Gärtner Christoph Engelmann war 1638 gestorben. Seine Frau Barbara und der älteste Sohn Christoph waren bereits 1634 begraben worden; zwei Töchter - Maria und Dorothea - standen zwischen 1639 und 1645 je zweimal Pate. Die Tochter Dorothea wäre damit mit ersterer zu identifizieren. Vor Dezember 1654 hatte sie sich in Hainewalde mit Martin Meyhe (Mai) verheiratet.

Die Witwe Dorothea ist hingegen nicht zu identifizieren. →Jacob Engelmann, im Dezember 1652 in Hainewalde, war zum Zeitpunkt seiner Emigration mit einer Eva verheiratet, einer Tochter →David Heinckes; beide waren spätestens 1655 zurückgekehrt, als Jacob in Warnsdorf begraben wurde. Seine verstorbene (†1647) vorige Frau trug allerdings diesen Namen. Ob nun Eva nach Jacobs Tod 1655 nach Hainewalde zurückkehrte und 1660 mit Dorothea verwechselt wurde, oder die Dorothea in anderer Weise mit den nachweisbaren Warnsdorfer Engelmanns in Verbindung steht, ist in keiner Weise zu belegen. Im Hainewalder Kirchenbuch finden sich bei den 1680 einsetzenden Sterbeeinträgen weder Hinweise auf den Verbleib einer Dorothea noch einer Eva Engelmann.

Jacob Engelmann

hatte laut Berní rula in Warnsdorf zur Zeit der Emigrationen ein Bauerngut innegehabt. 1632 und 1634 hatte er als Hausgenosse aus Warnsdorf einen Sohn und eine Tochter in Seifhennersdorf taufen lassen. Schon vorher war ihm mindestens ein Sohn geboren worden, der im Mai 1652 im Alter von 22 Jahren starb, zwei Wochen, bevor die in Seifhennersdorf getaufte Tochter Maria ebenfalls begraben wurde. Wie der gestorbene Sohn finden sich auch zwei Töchter, die 1658 und 1659 in Warnsdorf heirateten, nicht in den lückenhaften Taufbüchern. Drei weitere Kinder wurden zwischen 1642 und 1650 in Warnsdorf getauft, von denen ein Sohn 1667 in Warnsdorf heiratete. Insgesamt lassen sich also acht Kinder nachweisen, von denen zum Zeitpunkt der Auswanderungen mindestens zwei gestorben waren. In den 1640er Jahren starben seine erste und zweite Frau, Justina und Dorothea; 1647 heiratete er in dritter Ehe Eva, →David Heynckes hinterlassene Tochter. - Jacob Engelmann floh zwischen Mai 1652 - den Beerdigungen seiner beiden erwachsenen Kinder - und Dezember 1652 mit Frau und fünf Kindern nach Hainewalde, muß allerdings im Laufe des Jahres 1653 wieder nach Warnsdorf zurückgekehrt sein, da die dortige Kirchrechnung ihn bis zu seinem Tod 1655 durchgängig bei den vertagten Erbegeldern für das Bauerngut führt, das er nach 1647 erworben hatte. Er selbst starb in Warnsdorf im Dezember 1655, seine Witwe stand 1656 erneut Pate, und auch die genannten späteren Hochzeiten seiner Kinder belegen, daß die Familie als ganzes nach Warnsdorf zurückgekehrt war.

Michael Engelmann

Der Hausmann Michael Engelmann war im November 1654 als Flüchtling in Hainewalde ausfindig gemacht worden. Die im Dezember vom dortigen Gutsbesitzer Christoph von Gersdorf nach Bautzen gesandte Liste der Exulanten unter seiner Gerichtsbarkeit meldete ihn als Hausgenossen bei →Peter Roscher auf dem von diesem bewohnten Bauerngut. Seine Herkunft ist unklar: Das Warnsdorfer Kirchenbuch nennt seinen Namen in den überlieferten Jahren nicht. Auch sein weiterer Verbleib ist offen: Im Hainewalder Kirchenbuch erscheint er weder unter den 1652 einsetzenden Taufen noch bei den 1680 einsetzenden Sterbebüchern, und die mit dem gleichen Jahr beginnenden Traubücher nennen lediglich Anfang des 18. Jahrhunderts einige Engelmanns, ohne daß ein Anschluß nachweisbar wäre.

Cäthe Frantzin

Die Frantz Cäthe aus Warnsdorf erschien im November 1654 und im Juli 1660 als Exulantin in Großschönau, in ersterem Verzeichnis unter den gewesenen Hausleuten. Beide Verzeichnisse weisen zusätzlich die Witwe →Christoph Frantzes aus, so daß eine Übereinstimmung ausgeschlossen ist.

1645 und zweimal 1651 stand in Warnsdorf Dorothea, der Frantz Cäthen Tochter, Pate; die Cäthe Frantzin muß also eine Witwe und nicht ledig gewesen sein.

Christoff Frantz (Christoff Frantzin)

Die Exulantenverzeichnisse kennen einen Häusler dieses Namens und die Witwe eines gleichnamigen Warnsdorfer Gärtners.

1. Christoph Frantze, Gärtner in Warnsdorf, war 1638 gestorben. Seine Witwe Anna, die 1651 als Patin erscheint, wurde erstmals im Dezember 1652 mit drei Kindern in Großschönau geführt. 1660 waren sie noch immer dort. Drei Töchter der Christoff Frantzin erscheinen in Warnsdorf unter den Paten des Jahres 1650. Eine davon, Maria, verheiratete sich im selben Jahr mit dem Junggesellen →Jacob Thiele, mit dem sie 1652 nach Großschönau ging. Auf die anderen beiden Töchter, Dorothea und Anna, fehlen mangels Kirchenbuch in Großschönau weitere Hinweise. - Nur an einer Stelle, im undatierten Verzeichnis von etwa Mai 1657, erscheint zudem eine Mutter Christoph Frantzes unter den nach Großschönau Geflohenen, die keinem anderen Fluchtvorgang zuzuordnen ist. Der Eintrag folgt unmittelbar auf den seiner Witwe in Seifhennersdorf. Soll die Mutter daher mit dem 1638 verstorbenen Warnsdorfer Gärtner in Verbindung gebracht werden, würde sich - angesichts eines Mindestalters wenigstens der 1650 verheirateten Tochter von 20, und für ihn selbst bei deren Geburt von 25 - für diese Mutter ein Geburtsjahr von spätestens 1585 ergeben und damit ein Alter von etwa Mitte Siebzig - angesichts der relativ großen Zahl sehr alter Menschen allein unter den Verstorbenen des schmalen Kirchenbuchsamples, das diesen Notizen zugrunde liegt, keine abwegige Annahme. - Ihre Schwiegertochter Anna, die Christoph Frantzin aus den Rückforderungslisten, ist nicht zu verwechseln mit Anna, der Frau des gleichnamigen Gärtners aus Oberhennersdorf, der im Herbst 1652 auf der Flucht gestorben war und die in den Listen bis November 1654 in Seifhennersdorf nachzuweisen ist. Dort starb sie im April 1669 als Christoph Frantzes gew. Gärtner u Gerichtsschöppe zu Oberhennersdorf gew. Witwe, eine Exulantin, im Alter von 67 Jahren.

2. Ein anderer Christoph Frantze, ebenfalls Häusler in Warnsdorf, erscheint erstmals im Schuldenverzeichnis vom Dezember 1652 als geflohen. Er könnte mit dem (Jung)Gesellen Christoph Frantze identisch sein, der 1650 und 1651 bei Taufen von Kindern →Hans Kiehnels und →Jacob Thieles Pate stand. Daß er sich beim Verhör im Februar 1653 in Zittau entschuldigen ließ, er könne "alters wegen nicht erscheinen", würde das Bild des unverheirateten Alten entstehen lassen. Auch er war nach Großschönau gegangen und wurde letztmalig im November 1653 verzeichnet, könnte also im Exil gestorben sein.

Hans Frantze

Der Warnsdorfer Bauer war bereits im April 1652 nach Großschönau geflohen. Das Dezemberverzeichnis ordnete ihm Frau und 7 Kinder zu. Im Juli 1660 waren es noch drei, und er selbst wurde, immer noch in Großschönau, als Witwer geführt. Seine im Exil verstorbene Frau Eva hatte in Warnsdorf seit 1637 und letztmalig 1650 Pate gestanden. In Warnsdorf waren ihnen laut Kirchenbuch zwischen 1636 und 1648 vier (evtl. fünf) Kinder getauft worden. Bis Januar 1644 erscheint Hans Franze als Häusler, im Laufe des Frühjahrs (vor Juli) muß er dann das Bauerngut angenommen haben, das er später verließ und das die Berní rula folglich als wüst kennzeichnet: Von diesem Monat an erscheint er im Kirchenbuch als Bauer. Das Gut wurde schließlich 1655 an den Schönborner Hans Pazelt (Päzelt) unentgeltlich und auf 2 Jahre steuerfrei neu vergeben.

Ein Gärtner namens Hans Frantze (der Obere) blieb in Warnsdorf und wurde 1654 in der Berní rula als Anwesender geführt. Er hatte 1636 als Witwer Maria, die hinterlassene Tochter Adam Meltzers geheiratet und mit ihr bis 1650 fünf Kinder getauft. Im letzten Wochenbett starb Maria. Hans dürfte 1651 Barbara geheiratet haben, die in einem unklaren Traueintrag als Witwe, und zugleich als hinterlassene Tochter Hans Böhms bezeichnet ist.

Mindestens drei weitere Hans Frantze bevölkern den Ausschnitt, den das Kirchenbuch von der Warnsdorfer Einwohnerschaft zeichnet. 1635 war die alte Hans Frantzin 88jährig gestorben. Der Mann, dessen Witwe sie gewesen war, erscheint in den 1634 beginnenden Aufzeichnungen der Warnsdorfer Kirchenschreiber nicht, vermutlich aber eine unverheiratete Tochter Anna, die 1634 bis 1644 als hinterlassene Tochter Pate stand. - 1641 starb Hans Frantze der Niedere, dessen Witwe Anna - die er nach dem Tod seiner vorigen Frau 1638 Ende desselben Jahres geheiratet hatte - noch bis 1643 Pate stand. Ihm sind aus der ersten Ehe eine Tochter Anna, gestorben 1648 mit 47 Jahren, und eine Tochter Maria, 1634 knapp 16jährig gestorben, zuzuordnen, aus der Ehe mit Anna ein Sohn Georg, der 1645 als "der Hans Frantzin Söhnlein" begraben wurde. - 1643 schließlich stand ein Hans Frantze, (Jung-)Geselle allhier, Pate bei der Taufe eines Kindes →Hans Werners. Seine Identität bleibt allerdings im Dunkeln.

In Großschönau hatte Hans Frantze 1652 einen Garten erworben, den seine Erben 1676 verkauften.

Martin Frantze (Christoff Frantze)

Martin Frantzes Sohn Christoff aus Warnsdorf, der sich 1660 in Großschönau aufhielt, wurde erstmals im Januar 1653 in den Schuldenlisten unter dem Dienstgesinde als nach Großschönau gelauffen aufgeführt. Sein Vater, Bauer in Warnsdorf, war mit seiner Frau und fünf Kindern im Winter und Frühjahr 1643/1644 im Zusammenhang mit den Plünderungen und Durchzügen dieser Monate umgekommen. Von weiteren Familienangehörigen fehlt jede Spur. Mit →Christoph Frantze, der im Februar 1653 altershalber nicht zum Verhör nach Zittau kommen konnte, kann er, dessen Geschwister bei ihrem Tod noch sehr klein gewesen waren, nicht identisch sein.

Matthes Fröhlich (die alte Matthes Frölichin)

Die alte Matthes Frölichin fand sich 1660 als Flüchtling in Großschönau, nachdem sie zuvor im Dezember 1652 und November 1654 unter dem aus Warnsdorf entlaufenen Dienstgesinde geführt worden war. In den Warnsdorfer Kirchenbüchern findet sich kein Hinweis auf sie oder ihren Mann. Inwiefern sie mit der parallel verzeichneten Wehße Matthes Frölichs aus Niedergrund inVerbindung zu bringen ist, bleibt offen.

George Geihl

George Geil, Gärtner aus Warnsdorf, erschien 1653 beim Verhör in Zittau als Exulant, ohne allerdings in einer der überlieferten vorangegangenen Listen verzeichnet gewesen zu sein. 1660 wurde er mit Frau und zwei Kindern in Zittau gesichtet. Einen zweiten George Geihl zeichneten die Warnsdorfer im November 1654 unter den gewesenen Hausleuten auf.

1. Laut Kirchenbuch heiratete Görge Geihl in Warnsdorf 1642 Eva, der Gabriel Renischin Tochter allhier. Zwischen 1642 und 1652 tauften sie fünf Kinder, von denen zwei in dieser Zeit auch wieder starben. Im weiteren Verlauf erscheinen sie nicht mehr in Warnsdorf. Die Berní Rula kennt keinen Gärtner dieses Namens. In der 1648 einsetzenden Kirchrechnung jedoch wird er 1650/51 als derjenige geführt, der den wüsten Garten Michel Frantzes angenommen hatte; 1653 war der Garten wieder ‚ohne Wirt'. Insofern dürfte in Eva und Georg Geil (Göhle) die nach Zittau gezogene Familie zu sehen sein.

2. Ein zweiter Görge Geihl taufte mit seiner Frau Maria zwischen 1650 und 1661 fünf Kinder, von denen zwei 1657 starben. Beide standen in diesen Jahren gelegentlich Pate, wobei für Georg zwischen Januar 1654 - bei dieser Taufe wird er explizit als Häusler gekennzeichnet - und Juni 1657 keine Patenschaft nachzuweisen ist und bei seiner Frau, die in dieser Zeit zwei- bis dreimal jährlich zur Gevatterin gebeten wurde, ausgerechnet zwischen November 1654 und November 1655 eine Lücke klafft. Alles deutet darauf hin, daß der Häusler Georg Geihl in dieser Zeit vorübergehend geflohen war, dann aber zurückkehrte. Laut Kirchrechnung übernahm er vor 1659 den wüsten Garten Michel Frantzes. 1665 starb er, 48jährig. Seine hinterlassenen drei Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren ertranken im Folgejahr bei einem der gefährlichen Mandauhochwasser (vgl. Buch, S. 360 Anm. 431).

Jonas Geihl

Mit Frau und vier Kindern war der Warnsdorfer Gärtner vor dem Dezember 1652 nach Großschönau geflohen. Im November 1654 und noch 1660 wurden sie in der Zittauer Vorstadt angetroffen, zu letzterem Datum noch mit drei Kindern.

Jonas hatte 1638 seine Frau Dorothea, eine hinterlassene Tochter Hans Pauls aus Warnsdorf, dort geheiratet und zwischen 1638 und 1646 vier Töchter taufen lassen, von denen eine 1643 wieder starb.

Sein Warnsdorfer Gartengrundstück wurde in der Kirchrechnung ab 1653 als verwaist geführt, in der Berní rula irreführend unter ‚Jan Kohl' als wüst verzeichnet und 1655 von Christoph Fröhlich übernommen, der in diesem Jahr erstmals unter den Paten im Kirchenbuch nachweisbar ist.

David Heincke,

Bauer, starb 1644 mit 76 Jahren in Warnsdorf. Seine Frau stand 1649 zuletzt dort Pate. Im Dezember 1652 war sie mit einem Kind nach Hainewalde gelangt, eine Tochter Barbara war Anfang 1653 in Seifhennersdorf. Ab November 1654 und noch 1660 wurde auch die Witwe dort verzeichnet.

An Kindern sind nachweisbar: ein Sohn Johannes, der ebenfalls 1644 starb, eine hinterlassene Tochter Eva, die 1647 in Warnsdorf den Gärtner →Jacob Engelmann heiratete, eine Tochter Maria, die 1648 mit →Hans Herzog getraut wurde, und eine Tochter Elisabeth, 1639 getauft, die 1652 in Warnsdorf starb. Eine weitere Tochter, Dorothea, heiratete 1653 in Seifhennersdorf →Georg Nitzsch, den hinterlassenen Sohn des gleichnamigen Warnsdorfer Bauern und Gerichtsältesten, und scheint mit ihm nach Warnsdorf zurückgegangen zu sein; die Trauung fand in Hennersdorf im Haus Adam Grosses statt und ist in beiden Kirchenbüchern eingetragen. Dorothea könnte die mit der Mutter zunächst in Hainewalde eingetragene Tochter gewesen sein. Eine weitere Tochter, Christina, stand 1645 Pate in Warnsdorf, erscheint aber in der Folge nicht mehr. Auch die zunächst allein nach Seifhennersdorf geflohene Tochter Barbara hatte, wie auch Dorothea und Eva, in Warnsdorf zwischen 1637 und 1644 in Warnsdorf Pate gestanden. 1658 erscheint sie in Seifhennersdorf zweimal als Patin und verheiratete sich ein Jahr später dort mit Adam Wilhelm, dem Sohn des Seifhennersdorfer Bauern Christoff Wilhelm.

George Heyer,

Gärtner und Zimmermann, erscheint im April 1652 mit Frau und vier Kindern in den Flüchtlingslisten, erneut dann im Dezember, mit Ziel Großschönau. Im Februar 1653 wurde er in Zittau verhört und verkündete, "Wenn er wegen der Religion könnte versichert werden, wie schlecht auch sein Gahrten wehre, wolte er doch gerne wieder einziehen". Im November 1653 zeichneten die Warnsdorfer Richter und Geschworenen ihn noch als Flüchtling auf. Bereits die Berní rula im Folgejahr sah ihn nicht mehr in diesem Status, sondern setzte ihn zu den chalupniczy, die ihre Nahrung 1654 neu angenommen hätten. Die Kirchrechnung führte ihn bis 1655 durchgängig als Gärtner. In diesem Jahr übernahm er →Peter Roschers Bauerngut. Georgs Frau Maria starb 1667 im Alter von 45 Jahren in Warnsdorf. Bei ihr muß es sich um die zweite Frau des Gärtners gehandelt haben: Von den vier Kindern Görge Heyers - drei Söhne, eine Tochter -, die in Warnsdorf zwischen 1659 und 1667 heirateten, dürften mindestens die ersten zu alt gewesen sein, um ihre Kinder zu sein. Vor ihren Hochzeiten erscheinen sie nicht in den Kirchenbüchern. Nimmt man ein Heiratsalter von etwa Mitte Zwanzig für die Söhne an, wären sie in den Monaten der Flucht zwischen 18 und 10 Jahre alt - auch in anderen Fällen ein gängiges Muster einer Flüchtlingsfamilie.

Das erste dieser Kinder, Georg, Görge Heyers Sohn, der im Juli 1659 Maria, die hinterlassene Tochter Michael Görners aus Tollenstein heiratete, ist der zweite Träger dieses Namens, den die Warnsdorfer Quellen kennen - vom Moment seiner Hochzeit an werden die beiden als der Alte und der Junge bezeichnet.

Adam Hase,

hinterlassener Sohn Christoph Hases aus Warnsdorf, hatte 1635 in Seifhennersdorf Elisabeth, die Witwe Michael Frantzes geheiratet. Zwei Töchter starben schnell wieder. Zwischen 1644 und 1652 standen er und seine Frau verschiedentlich Pate. Im November 1654 wurde er als ehemaliger Warnsdorfer Häusler in Seifhennersdorf geführt, wo er mit Frau auch im Juliverzeichnis von 1660 auftauchte. Elisabeth allerdings war 1655 dort 59jährig gestorben; Adam heiratete im Folgejahr Benina, die hinterlassene Tochter des Warnsdorfer Niederrichters Christoph Dämitz, wie er selbst "auch allhier in exilio" lebend. 1658 und 1661 wurden ihnen dort weitere Kinder getauft, die das Verzeichnis allerdings - anders als die neue Ehefrau - nicht notierte.

George Herzog (Eva)

Eva, Tochter Georg Herzogs aus Warnsdorf, tauchte in den überlieferten Rumburger Verzeichnissen erstmals im Juli 1660 auf, war aber bereits im Februar 1653 in Zittau verhört worden. Sie war Magd bei →Adam Roscher gewesen und lebte zu diesem Zeitpunkt bei der Jeremias Goldbergerin in Großschönau, wo sie auch 1660 angetroffen wurde. Ihre Mutter war nach dem Vater 1644 in Warnsdorf gestorben, eine Schwester 1634 im Alter von 18 Jahren begraben worden. Ein Bruder, →Hans Herzog, war ebenfalls nach Großschönau gezogen, ebenso eine Schwester Maria mit ihrem Ehemann →Adam Roscher. Eine weitere Schwester Justina hatte 1636 →Christoph Sieber geheiratet und war 1638 im Kindbett gestorben.

Hans Herzog,

Junggeselle, "sonst Hans Jehman" genannt, wurde im Juli 1648 vom Waltersdorfer Pfarrer Scharschmidt mit Maria, der hinterlassenen Tochter →David Heinckes, getraut. Beide standen bis 1651 mehrfach in Warnsdorf Pate und tauften dort 1650 einen Sohn Christoph. Der Bauer, den die Berní Rula als Jan Herzog führte, wurde zwischen Dezember 1652 und Juli 1660 als Flüchtling mit Frau und einem Kind in Großschönau geführt und gehörte zu den 20/22 im September von Hauptmann Johann Georg Otto nach Neugersdorf abgeforderten ehemaligen Rumburger Untertanen. 1667 kaufte in Großschönau ein Hans Herzig das Bauerngut Michael Meys.

Tobias Hoffmann

und seiner Frau Maria wurde 1649 in Warnsdorf ein Sohn Johannes getauft. Weder eine Trauung noch weitere Taufen waren aufzufinden, obwohl mindestens drei weitere Kinder vorhanden gewesen sein müssen: Ab Dezember 1652 wurde der Häusler mit Frau und vier Kindern zunächst in Großschönau verortet. Ab November 1654 und noch 1660 lebten sie in dieser Konstellation in Dittersbach unter dem Kloster Marienthal.

Matthes Illing,

nach seinem gleichnamigen Vater Obermüller in Warnsdorf, siedelte nach Dezember 1652 nach Seifhennersdorf über. Er hatte bereits 1636 in Seifhennersdorf Pate gestanden, 1639 als Mühlknecht eine hinterlassene Tochter des dortigen Häuslers Hans Gruße, Maria, geheiratet und dann die Warnsdorfer obere Mühle übernommen. Zwischen 1639 und 1654 wurden ihnen sieben Kinder getauft, von denen sich nur für einen einjährigen Sohn ein Sterbeeintrag im Warnsdorfer Kirchenbuch findet. Matz und seine Frau Maria finden sich letztmalig am 17. März bzw. 24. Juni 1654 als Paten in Warnsdorf. In Seifhennersdorf erscheint er letztmalig 1653 mit dem Herkunftszusatz Warnsdorf; bei seinem nächsten Erscheinen 1656 stand er bereits als Häusler und Möller allhier Pate. Maria starb 1659 42jährig in Seifhennersdorf, weswegen die Rückforderungsliste von 1660 ihren Mann als Witwer führte. Der Traueintrag für Matthias' zweite Ehe weist ihn 1661 als Müller in der Seifhennersdorfer Mittelmühle aus, als der er Eva, die Tochter des verstorbenen Gärtners im Seifhennersdorfer Oberdorf, Lorenz Gruße, heiratete. Die drei Kinder, die das 1660er-Verzeichnis dem Witwer an die Seite gestellt hatte, könnten Maria (*1642), Eva (*1646) und Christoph (*1650, alle in Warnsdorf) gewesen sein, die 1663, 1666 und 1673 in Seifhennersdorf heirateten, während ein Sohn Johannes (*1644) 16jährig 1660 starb.

Hans Jäckel (Ursula)

Der Schneider, ab 1643 Niederrichter in Warnsdorf, starb dort 1647, 56jährig. Seine Frau Ursula stand hier noch bis 1650 Pate; 1634 und 1645 finden sich Taufeinträge von Kindern beider. Im Dezember 1652 wurde sie als Häuslerswitwe mit vier Kindern unter den nach Großschönau Geflohenen aufgezählt, wo sie noch im Juli 1660 zu finden war. Später muß sie nach Bertsdorf gezogen sein, wo sie am 22. Mai 1684 starb und mit Herkunftsort Warnsdorf ins Kirchenbuch eingetragen wurde.

Martin Jacob

war in Warnsdorf Inhaber eines Bauernguts gewesen. Er und seine Frau Anna standen zwischen 1635 und 1650 dort verschiedentlich Pate. Von zwei nach Einsetzen der Taufbücher geborenen Söhnen starb einer jung. Der andere, Hans, stand noch in Warnsdorf ebenso Pate (1651) wie seine Schwestern Anna (1638-1643), Elisabeth (1645-1652) und Maria (1646-1648). Anna heiratete 1645 oder 1646 den Junggesellen →Görge Wentig, Sohn des gleichnamigen Vogts, mit dem sie vor Dezember 1652 nach Großschönau ging. Auch Martin und Anna Jacob wurden erstmals im Dezember 1652 mit drei Kindern - vermutlich Hans, Anna und Elisabeth - in Großschönau geführt. Im Juli 1660 war Martin mit immer noch drei Kindern als Witwer geführt und gehörte im Herbst dieses Jahres zu den von Hauptmann Johann Georg Otto zur Auslieferung nach Neugersdorf zurückgeforderten 22 bzw. 20 Rumburger Untertanen. Sein Warnsdorfer Bauerngut wurde 1653 und 1654 in der Kirchenrechnung als verwaist gekennzeichnet und war 1655 von Hans Richter übernommen worden.

Eva und Maria Jonas

bzw. Jans werden im Dezemberverzeichnis 1652 und erneut 1654 im November unter den geflohenen gewesenen Hausleuten geführt. Beidemale waren sie in Zittau angetroffen worden. Zusätze über ihre Verwandtschaftsverhältnisse fehlen. Eine Maria, Matthees Jones Witwe, traute Pfarrer Höffner im November 1658 in Warnsdorf mit dem Witwer Christoph Renisch. Ob dies die (zurückgekehrte) Emigrantin war sowie wer Matthees Jone und wer Eva Jonas war, bleibt im Dunkeln.

Christoph Kiehnel

Warnsdorfer Bauer, erschien erstmals im November 1654 mit Zielort Seifhennersdorf auf den Verlustlisten der Rumburger Herrschaft. Mit zwei Kindern und Frau befand er sich dort auch noch im Juli 1660.

Einen Bauern dieses Namens kennen weder die Berní rula noch die Warnsdorfer Kirchenrechnung. Die Kirchenbücher geben Hinweise auf insgesamt drei Träger dieses Namens. Ein Bauer und Bierbrauer Christoph Kiehnel starb 1649 im Alter von 89 Jahren. Er hatte 1634 seine Frau Sibilla begraben, die 61 Jahre alt wurde, und sich im selben Jahr vom Seifhennersdorfer Pfarrer Melchior Gerlach mit Dorothea, der Tochter des ehemaligen Bauern Benedix Arnold trauen lassen. Ein Jahr später wurde ihnen ein Sohn Andreas getauft. Weitere Kinder sind nicht nachweisbar.

Ein Gärtner Christoph Kühnel, den die Berní rula 1654 unter den chalupniczy führt, die ihre Gartennahrung 1654 neu angenommen hätten, starb in Warnsdorf 1667, 49jährig. Ein Traueintrag ist nicht überliefert. Das erste Kind, das für ihn und seine Frau Eva nachweisbar ist, wurde im September 1650 durch Pfarrer Graf aus Rumburg getauft. Weitere fünf Kinder folgten von 1656 bis 1665, dazwischen wurde 1652 ein Neunwochenkind begraben, dessen Taufe in Warnsdorf nicht eingetragen ist.

Erst ein dritter Christoph Kiehnel (Kühnell) erweist sich als der Exulant der Listen von 1654 und 1660. Als Junggeselle aus Warnsdorf, →Görge Kiehnels hinterlassener Sohn, war er 1646 in Seifhennersdorf durch Pfarrer Martin Felmer mit Maria, Tochter des dortigen Häuslers Jacob Niederling, getraut worden. Im März 1648, Mai 1650 und November 1652 tauften die beiden Kinder in Warnsdorf, von denen das zweite noch im Februar 1653 dort auch wieder begraben wurde. Christoph wird 1650 als Bauer, 1653 mit dem Zusatz ‚im Oberdorf', bezeichnet. Zwischen Februar 1653 und November 1654 siedelte er mit seiner Frau und vermutlich den 1648 und 1652 geborenen Kindern nach Seifhennersdorf über; wenn die Berní rula sein Gut nicht nennt, muß es unter den drei dort als 1654 neu besetzt gekennzeichneten Bauerngütern zu suchen sein. Nach dem Ausschlußprinzip dürfte es von →Georg Nitzsche angenommen worden sein. - In Seifhennersdorf hatte Christoph 1641 und 1642 als Junggeselle Pate gestanden, 1657 dann erneut. 1658, 1659 und 1663 wurden ihm weitere Kinder im Exil getauft. 1658 bezeichnete ihn das Kirchenbuch noch als "Exulant" und als "allhier sich aufhaltende", ab 1659 dann als "Häusler allhier".

Fabian Kiehnel

Großgärtner in Warnsdorf, war ebenfalls ein Sohn →Georg Kiehnels und damit ein Bruder →Christoph Kiehnels. 1642 hatte er als Junggeselle in Seifhennersdorf Pate gestanden und im gleichen Jahr in Warnsdorf Eva, die Tochter Matz Görners aus Schönborn geheiratet, Pfarrer war Thomas N. N. de Georgenthal, also der katholische Pfarrer Thomas Tiske gewesen. Bis 1651 wurden ihnen in Warnsdorf vier Kinder getauft, von denen drei klein wieder starben, das dritte im März 1653. Bei der Erhebung der Schulden der geflohenen Warnsdorf im November 1653 wurde Fabian Kiehnel erstmals unter den Emigranten aufgelistet, im November 1654 mit Angabe des Zielorts Seifhennersdorf. Dorthin waren bereits seine Mutter und vermutlich auch sein Schwiegervater gegangen. Letztmalig tauchte er am 28. Januar 1655 als Exulant auf, als er beim Oberamtsverhör in Bautzen aussagte, die auf seinem Garten hinterlassene Summe nicht zahlen zu können - er habe den Garten mitsamt der Schulden öde angenommen und angebaut verlassen, ohne etwas mitnehmen zu können.

In Seifhennersdorf tauften Fabian und Eva Kiehnel 1655 eine Tochter, die kurz danach wieder starb. 1657 wurde ihnen erneut ein Kind getauft - in Warnsdorf, wo es nach vier Wochen auch wieder begraben wurde. Vom selben Jahr an bis 1660 erscheint Kiehnel auch wieder in den dortigen Kirchenrechnungen. Offenbar war das Ehepaar somit im Laufe des Jahres 1655 oder 1656 von Seifhennersdorf nach Warnsdorf zurückgekehrt. In welchen Verhältnissen sie dort lebten, bleibt unklar: der zwischendurch verlassene Garten war vor Ende 1655 von Friedrich Eiselt übernommen worden, für den sich ansonsten aber in Warnsdorf kein Beleg findet. Am 11. November 1661 erwarb ein Fabian Kinell im neu angebauten Neugersdorf (VII.1.3) einen Garten, von dem nur das Haus fertig übergeben wurde, die Scheune aber selbst - gegen Minderung des Preises - aufzubauen war. Sein Verschwinden aus den Warnsdorfer Kirchrechnungen - seine Raten hätten noch bis 1674 laufen sollen - würde einen Umzug innerhalb der Herrschaft - zudem ins evangelische Neugersdorf - decken.

Georg Kiehnel (Anna)

Der Warnsdorfer Bauer Georg Kiehnel (Kühnel) und seine Frau Anna hatten schon in den 1630er Jahren enge Verbindungen nach Seifhennersdorf gehabt. So standen beide häufig dort Pate, auch jenseits der in dieser Zeit üblichen ausschließlich Warnsdorfer Taufen im Nachbarort. Georg starb allerdings schon 1644 mit 64 Jahren und wurde in Warnsdorf begraben. An Kindern sind außer drei bis 1640 getauften, von denen ein Sohn im Kleinkindalter starb (übrig blieben Dorothea und Maria), und einem 1634 dreijährig verstorbenen nachzuweisen: die Söhne Adam, →Christoph und →Fabian sowie eine Tochter Eva, die wie auch Dorothea erst nach dem Tod des Vaters erstmals Pate stand. Dorothea heiratete 1651 in Seifhennersdorf Georg Roscher, den Sohn des dortigen Bauern Christoph Roscher. Anna ging laut Dezemberverzeichnis von 1652 mit zwei Kindern (wohl Maria und Eva) nach Seifhennersdorf, wo sie 1658 im Alter von 63 Jahren starb. Das Verzeichnis von 1660 weist insgesamt drei Kinder Georg Kiehnels in Seifhennersdorf aus. Ob der mittlerweile mindestens 35jährige Adam seinen Geschwistern nachgezogen war, ein nicht identifizierbares weiteres Kind zu vermuten ist oder schlicht eine falsche Angabe ins Verzeichnis gelangt war, bleibt offen.

Die Tatsache, daß die Berní rula ein wüstes Bauerngut mit der Familie Kynelowsky - und nicht mit einem einzelnen Kühnel - in Verbindung brachte, spricht dafür, daß in diesem Gut das nach Georgs Tod unbesetzte Gut zu sehen ist, und nicht das - ansonsten nicht zu identifizierende - Gut →Christoph Kühnels, das die Steuerkommissare sonst mit dessen Vornamen verbunden hätten.

Hans Kiehnel

Der Warnsdorfer Häusler hatte 1648 in Warnsdorf Dorothea geheiratet, die Tochter des zwölf Jahre zuvor verstorbenen →Adam Roscher. 1650 wurde ihnen eine Tochter Maria getauft. Ab Dezember 1652 und noch 1660 war Hans Kiehnel mit Frau und einem Kind in Großschönau verzeichnet.

Ein früherer Hans Kiehnel wird nur über seine hinterlassene Tochter Anna greifbar, die 1646 in Warnsdorf Pate stand.

Christoff Kiettel,

in Warnsdorf Häusler und Schuster, wurde im Dezember 1652 mit Frau und drei Kindern als nach Großschönau geflohen verzeichnet. Ab November 1654 und noch 1660 waren sie in Hainewalde aufgetrieben worden.

Christoff und seine Frau Justina standen in Warnsdorf zwischen 1639 und 1651 vielfach Pate und tauften selbst 1642 eine Tochter Maria. Eine ältere Tochter Elisabeth stand zwischen 1649 und 1651 oft Pate. Das Hainewalder Kirchenbuch gibt keinen Hinweis auf ihren Verbleib. In Warnsdorf aber heiratete 1663 Christoph, Christoph Kittels jetzt zu Hainewalde Sohn, die Tochter des Warnsdorfers Christoph Exner, Anna Liese; getraut wurden sie in Rumburg - einschließlich dieses Rückkehrers wären dann genau drei mit den Eltern geflohene Kinder zu identifizieren.

Adam Glathe

hatte sich 1643 mit Anna, der Tochter des verstorbenen Bauern →Adam Roscher verheiratet. Bis 1650 wurden ihnen drei Söhne getauft, Christoph, Johannes und Adam. Ab Dezember 1652 wurde er mit Frau und drei Kindern als geflohen geführt, und zwar nach Oberoderwitz, Hainewalder Anteil. Dort wurde er noch 1660 vorgefunden und gehörte zu den 20/22 im Herbst von Johann Georg Otto nach Neugersdorf zurückgeforderten Untertanen. Vor Ende 1654 hatte er in Hainewalde ein Bauerngut gekauft und wurde dort zum Ahnherr der im 19. Jahrhundert geadelten Familie von Linnenfeld.

Michael Keuffer

Michael Keuffer hatte bereits 1634 seine Tochter Elisabeth in Seifhennersdorf oder vom dortigen Pastor in Warnsdorf taufen lassen.

Seine Flucht hatte ihn zunächst - vor Dezember 1652 - mit seiner Tochter Dorothea und deren Mann, →Hans Belger, nach Hainewalde geführt; vor 1660 war er dann mit seiner Frau nach Seifhennersdorf gezogen, wo eine andere Tochter lebte, Maria, die sich 1643 mit dem Warnsdorf Gärtner →Christoph Sieber verheiratet hatte und mit diesem im Herbst 1652 nach Seifhennersdorf übergesiedelt war.

1668 starb er 86jährig in Seifhennersdorf.

In Warnsdorf heiratete ein zurückgelassener Sohn Michaels, Michael, 1655 Elisabeth, die Tocher Georg Wurms. Eine ebenfalls dort gebliebene Tochter Elisabeth heiratete im Folgejahr den Warnsdorfer Gemeindeschmied Tobias Schmidt. Beide Trauungen vollzog Andreas Berthold Graf.

Christoff Goldberg

war nach seinem Vater →Michael Goldberg 1641 Oberrichter in Warnsdorf geworden, dessen Kretscham er am 31. Dezember dieses Jahres übernahm. 1647 wird er bei einer Patenschaft seiner Frau Eva als Oberrichter bezeichnet. Niederrichter war zu dieser Zeit →Hans Jäckel. Mit Eva, der hinterlassenen Tochter Michel Fiehbigers, hatte er sich im Sommer 1641 durch den Spitzkunnersdorfer Pfarrer Peter Paul trauen lassen. Bis 1652 wurden ihnen fünf Kinder getauft, von denen mindestens eine Tochter rasch wieder starb. - Christoph Goldberg war laut Rückforderungslisten im Dezember 1652 mit Frau und drei Kindern nach Großschönau gegangen. Im Februar 1653 sagte er noch in Zittau vor dem Stadtgericht aus, nach Jacobi (25. Juli) wegen der Religion gegangen zu sein. In den folgenden Verzeichnissen tauchte er nicht mehr auf - Christoph und Eva Goldberg waren nach Warnsdorf zurückgekehrt.

Da der Richter und seine Frau innerhalb Warnsdorfs die höchste Frequenz an Patenschaften zu bewältigen hatten, läßt sich die Dauer ihrer Flucht relativ leicht abschätzen. Christoph stand in Warnsdorf vor der Flucht jährlich etwa zwei- bis dreimal Pate, 1650 und 1651 sogar viermal. Letztmalig verzeichnet ihn das Kirchenbuch am 28. Juni, seine Frau am 15. Juli 1652 - also zehn Tage vor Jacobi - als Paten. Erneut setzen beider Patenschaften im Folgejahr am 19. bzw. am 08. Juni 1653 ein.

1654 gebar Eva nochmals eine Tochter, die in Warnsdorf getauft wurde, starb dann aber 1656 im Alter von knapp 40 Jahren. Der Richter verheiratete sich im November desselben Jahres neu mit der hinterlassenen Tochter des Oberhennersdorfer Richters Hans Maßcke, Martha, deren Stiefvater der aktuelle dortige Richter Matthes Aumann war, und taufte mit ihr in den Folgejahren mindestens fünf weitere Kinder, von denen eins bei demselben Hochwasser 1666 ums Leben kam, bei dem auch die Kinder →Georg Geihls starben.

George Goldberg (Anna)

1635 starb in Warnsdorf, 52jährig, die Witwe des dortigen Gärtners Georg Goldberg. Bereits im Vorjahr war sein hinterlassener Sohn Christoph mit 21 Jahren von einem Krabaten erschlagen worden; Georg Goldberg muß also vor oder in 1634 gestorben sein. Seine Tochter Anna stand 1650 als Waise Pate in Warnsdorf. Im Januar 1653 wurde sie als entlaufene herrschaftliche Magd reklamiert und im Februar in Zittau verhört, wo sie dementgegen angab, niemals auf einem Vorwerk, sondern vier Jahre beim Warnsdorfer Richter Christoph Goldberg gedient zu haben, mit dem sie auch geflohen sei. Inzwischen war sie bei Christoph Göhle, Richter in Großschönau, in Diensten. Über ihren weiteren Verbleib fehlen die Nachrichten. Nach ihrer Aussage in Zittau im Februar 1653 lag dem Vorwurf, aus herrschaftlichem Dienst entlaufen zu sein, eine Verwechslung mit ihrer Schwester vor, die bereits drei Jahre zuvor von einem der Warnsdorfer Vorwerke nach geflohen und "in Böhmen gegangen" sei. Auch auf diese Schwester fehlen weitere Hinweise.

Martin Goldberg

war ein Sohn des 1641 verstorbenen Warnsdorfer Richters →Michael Goldberg. Er verheiratete sich 1650 in Seifhennersdorf in Unehren mit Justina, der Tochter des dortigen Häuslers Jacob Fährmann. Neun Wochen später, wie das Warnsdorfer Kirchenbuch empört vermerkt, wurde beiden in Waltersdorf ein Sohn Christoph getauft. Vor Dezember 1652 ging er nach Seifhennersdorf, wo er noch 1660 mit Frau und einem Kind - also wohl diesem Christoph - zu finden war. In Warnsdorf war er offenbar bis kurz vor der Flucht Häusler gewesen und hatte dann einen Garten erworben, den er nach eigener Angabe vollständig bezahlt hatte. In Seifhennersdorf wird er bei Patenschaften 1659 als Häusler bezeichnet, nachdem er 1657 noch zur Miete wohnte. Noch 1664 und 1666 wurden ihm und seiner Frau in Seifhennersdorf Kinder getauft.

Michael Goldberg,

Gärtner in Warnsdorf, war mit Frau und drei Kindern vor Dezember 1652 nach Großschönau gezogen, wo er durchgängig angetroffen wurde und, mit Frau und zwei Kindern, im Juli 1660 lebte. Hauptmann Johann Georg Otto hatte ihn auf die Liste der 22 nach Neugersdorf Auszuliefernden gesetzt. Belege für eine Übersiedlung dorthin finden sich jedoch nicht. Dem Kirchenbuch in Warnsdorf zufolge war auch Michael Goldberg ein Sohn des gleichnamigen Warnsdorfer Richters, der 1641 gestorben war (zu ihm gleich mehr). 1643 hatte er eine Tochter des dortigen Niedermüllers →Baltzer Seidemann geheiratet, Eva. Michael und Eva standen zwischen 1642 und 1651 häufig Pate in Warnsdorf, Eva auch schon seit 1637 als Tochter des Niedermüllers. Taufen gemeinsamer Kinder sind für 1646 und 1648 belegt, sie scheinen beide zum Zeitpunkt der Emigration noch gelebt zu haben und wären demnach mit nach Großschönau gegangen. Laut Großschönauer Schöppenbuch erwarb ein Michael Goldberg im Februar 1668 ein Bauerngut, das die Vorgängerfamilie 1652 wüst übernommen und wieder aufgebaut hatte.

Der Richter Michael Goldberg hatte mindestens fünf Kinder gehabt, die das Erwachsenenalter erreichten: die Söhne →Christoph, →Martin, →Michael und die Töchter Eva und Maria, die beide bereits 1634 bei Einsetzen regelmäßigerer Kirchenbuchaufzeichnungen und dann bis zu ihren Hochzeiten als Töchter des Richters häufig Pate standen. Eva heiratete 1636 Hans Eger, einen Sohn des Vogts →Christoph Eger, Maria 1641 einen weiteren Sohn desselben Vogts, Christoph. Während Hans und Eva Eger durchgängig in Warnsdorf nachweisbar sind - Hans Eger starb 1667 im 55. Lebensjahr -, gingen Christoph und Maria Eger gegen Ende 1652 nach Großschönau, von wo sie aber vor November 1654 zurückkehrten. Damit waren von fünf Kindern des alten Richters vier emigriert, von denen zwei wieder zurückkehrten.

In der "Alte[n] richterin alhier so bey Christoff Egern: in lutherischen wesen gestorben ist" und am 25. Januar 1667 auf dem Grundstück Andreas Kühnels begraben wurde, ist vor diesem Hintergrund Michael Goldbergs Witwe zu sehen, die demnach über etwa 15 Jahre evangelisch geblieben wäre. Im Hause Christoph Egers hätte sie bei Tochter und Schwiegersohn und damit bei ihren formal konvertierten Kindern gelebt.

Christoph Grohmann

Insgesamt drei Christoph Grohmann erscheinen in den Flüchtlingslisten der Rumburgischen Herrschaft: ein Häusler, ein Gärtner und die Witwe eines weiteren Häuslers, die alle aus Warnsdorf geflohen waren.

1. Der erstgenannte Häusler war im Dezember 1652 mit Frau und einem Kind zunächst in Großschönau, dann aber in Bertsdorf verortet worden, wo er vor 1655 gestorben war, wie sich im Januar 1655 beim Verhör in Bautzen herausstellte. Seine Witwe Maria wurde noch im Juli 1660 mit ihrer Tochter dort verzeichnet und starb am 04. Mai 1670 im Alter von 66 Jahren, als sie beim Wasserholen über den Nachbarszaun stieg und dabei einen Schlaganfall erlitt. Daß sie dabei als Witwe des Exulanten bezeichnet wurde, unterscheidet sie von der bereits als Witwe emigrierten Häuslersfrau unter 3. Das Warnsdorfer Kirchenbuch nennt 1635 die Geburt einer Tochter Anna des Häuslers und Leinewebers C. G., die 1651 als Häuslerstochter Pate bei dem Häusler →Hans Mey stand. In ihr ist das im Folgejahr mit den Eltern nach Großschönau gegangene Kind zu sehen; zum Zeitpunkt der Flucht war sie demnach 17 Jahre alt. Das Bertsdorfer Kirchenbuch gibt keinen Hinweis auf ihren Verbleib.

2. Der Gärtner Christoph Grohmann, im Dezember 1652 mit Frau und zwei Kindern in Großschönau, wurde ab November 1654 in Zittau gesichtet, wo er in gleicher Konstellation noch 1660 verzeichnet wurde. Er hatte 1647 als Junggeselle Maria, die Tochter →Görge Nietsches, geheiratet; getraut worden waren sie durch den Großschönauer Pfarrer Jodokus Willich. 1649 und 1651 wurden ihnen Kinder getauft (Christoph und Dorothea), die somit als Kleinkinder mit nach Großschönau und Zittau kamen. Den Warnsdorfer Garten, der 1654 in der Berní rula als wüst bezeichnet wurde, erwarb vor 1656 →Hans Sieber.

3. Die Witwe des zweiten Häuslers, im Dezember 1652 ohne Kinder in Großschönau und im November 1654 in Zittau, erschien 1660 nicht mehr unter den aufgelisteten Flüchtlingen. Sie wird im Warnsdorfer Kirchenbuch nur greifbar in drei Patenschaften ihrer Tochter Eva, die 1639 als Christoph Grohmanns, 1642 und 1647 als der Christoph Grohmannin Tochter erscheint. Weder Evas Verbleib noch der ihrer Mutter nach 1654 läßt sich nachweisen. Weitere Kinder oder das Todesdatum des Ehemanns fehlen.

Nicol Große (Anna)

Die Witwe des Warnsdorfers Nicol Große (Gruße) war bereits im April 1652 mit vier Kindern nach Großschönau gegangen. Mit diesen war sie dort auch im Juli 1660 noch anzutreffen. Gruße, der in den Listen abwechselnd als Gärtner oder als Häusler bezeichnet wird, war 1651 im 46. Lebensjahr in Warnsdorf als Totengräber gestorben. Zwei Kinder waren dort 1642 und 1645 getauft worden, aus diesen Taufeinträgen kennen wir den Vornamen seiner Frau, Anna. Weitere Einzelheiten lassen sich nicht erschließen.

Baltzer Lauermann

wurde als Pachtmann im Oberbeigut, später als Vogt auf dem oberen Vorwerk in Warnsdorf reklamiert, und dies bereits im Januar 1652. Der zunächst angegebene Zielort Görlitz wurde Ende des Jahres in Großschönau korrigiert, wohin er laut Dezemberverzeichnis mit Frau und drei Kindern als Glaser und ehemaliger Vogt gegangen war. Ab November 1653 wurde er in Löbau aufgelistet, wo er mit Frau und zwei Kindern noch 1660 war. - Im Warnsdorfer Kirchenbuch finden sich keine Taufen von Kindern Baltzers und seiner Frau Catharina, die 1647 und 1650 dort Pate stand. 1645 wurde eine Tochter gleichen Namens knapp sechsjährig begraben. Drei weitere Kinder, Anna, Maria und Baltzer, standen zwischen 1647 und 1652 je zweimal Pate. Sie könnten die mit den Eltern geflohenen Sprößlinge gewesen sein.

Merten Lincke (Dorothea)

Der Bauer Martin Linke war 1644 mit 40 Jahren gestorben. Seine Frau Dorothea, mit der ihm 1636 und 1641 zwei Töchter getauft worden waren, war laut Dezemberverzeichnis 1652 mit zwei Kindern nach Großschönau gegangen. Sie, nicht ein weiterer Merten Lincke, dürfte hinter dem entsprechenden Eintrag vom November 1654 (gewesene HausleuteMerten Lincke) zu suchen sein. In den späteren Verzeichnissen finden sich keine Spuren von den dreien. In Warnsdorf dagegen wurden zwei hinterlassene Töchter Martin Linkes 1655 und 1662 getraut, und 1667, so verzeichnet es das dortige Kirchenbuch, "starb Dorothea Linckin in lutherischer Religion und ward […] ohne Klang und ohne Gesang auf Anders Kienels begraben", wo zuvor schon →Michael Goldbergs, des Richters, Witwe, bestattet wurde. Mutter und Töchter sind somit nicht nur zu den zurückgekehrten Emigranten zu rechnen - Dorothea bietet auch einen Beleg dafür, daß eine solche Rückkehr mitnichten mit der Bereitschaft gleichzusetzen ist, sich mit Überzeugung zum Katholizismus bekehren zu wollen.

Christoff Mey

Das Warnsdorfer Kirchenbuch kennt einen Christoph Mey, Sohn →Michel Meys, der sich 1648 mit Maria, Christoph Engelmanns Tochter, in Hennersdorf durch den dortigen Pfarrer Martin Felmer trauen ließ. 1649 und 1651 wurden ihnen zwei Kinder getauft. 1649 stand Christoph Mey, Gärtner allhier, Pate bei der Taufe eines Kindes des →Jacob Meintschel. Das Warnsdorfer Schuldenverzeichnis von November 1653 ist das einzige Verzeichnis, das einen Gärtner dieses Namens als Flüchtling kennt. Demgegenüber wurde bereits im April 1652 ein Bauer Christoph Mey mit Frau, vier Kindern und der Mutter als Flüchtling aus Warnsdorf verzeichnet. Das Dezemberverzeichnis ordnete ihn in der gleichen Konstellation, allerdings mit nur zwei Kindern, dem Zielort Lawalde zu, wo er auch im Juli 1660 aufgeführt wurde. In den Kirchrechnungen erscheint ein Schuldner dieses Namens nur bei den vertagten Erbegeldern, und zwar durchgängig von 1648 bis 1652 mit 8 Thalern Hauptsumme, gelegentlich mit 8 gl Zinsen. 1653 bis 1655 ist nur sein Gut - wodurch der betreffende Mey als Bauer und als geflohen gekennzeichnet ist - mit dieser Summe verzeichnet, 1655 mit 1 thl 16 gl Zinsen zusätzlich. Auch die Berní Rula kennt keinen Gärtner, wohl aber einen Bauern Krystof May, dessen Gut als verlassen gekennzeichnet ist. Ein Abgleich der in den verschiedenen Verzeichnissen festgehaltenen Schulden des Bauern und des Gärtners Mey ergibt, daß beide identisch waren. Die Tatsache, daß dem geflohenen Bauern zudem angerechnet wurde, er sei vor seiner Flucht 1652 zwei Jahre dienstfrei gewesen, verlegt den Zeitpunkt, an dem der vormalige Gärtner das Bauerngut übernommen und dafür Freijahre erhalten hatte, auf 1650; die 1653 verzeichneten Schulden des Gärtners bestanden in Hafergeld, das offenbar aus der Zeit vor 1650 noch unbezahlt war. Christoph und Maria Mey waren demnach vor April 1652 mit ihren beiden kleinen Kindern geflohen. Das Bauerngut übernahm zunächst - gegen 1655 - Hans Palme; später kam es in die Hände Friedrich Kindermanns (→Michael Mey).

Hans Mey

Der Häusler Hans Mey erschien im Dezember 1652 nur im Schuldenverzeichnis, dann erneut in den Schuldenverzeichnissen von November 1653 und 1654, im letzteren mit Zielort Lawalde. 1655 wurde er in Bautzen verhört, ohne daß sich ein Schluß auf seinen Aufenthaltsort erlaubte. Im Juli 1660 wurde er mit Frau und fünf Kindern in Bischdorf verzeichnet.

Hans Mey war in Warnsdorf alles andere als ein seltener Name. Die Berní Rula verzeichnet allein zwei Jan May unter den Chalupniczy, wobei eins der Güter wüst lag. Des Weiteren lassen sich ein Hausmann und ein Häusler - der spätere Exulant - dieses Namens identifizieren, die alle vier nicht miteinander identisch sein können.

1. Der Hausmann Hans Mey, Soldat aus Warnsdorf, erscheint 1633 bis 1638 in Seifhennersdorf. 1633 und 1635 stand er hier von Warnsdorf aus Pate; 1634 heiratete er die Seifhennersdorfer Häuslerstochter Justina Schubarth. 1636 bis 1638 lebte er dann in Seifhennersdorf, wo zwei Söhne 1636 und 1638 getauft wurden, während er als "itzo sich bei der Hanß Schubartin [also seiner Schwiegermutter] sich auffhaltende" gekennzeichnet war. Der erste Sohn starb im Geburtsjahr seines Bruders. 1648 starb Justina in Warnsdorf, 34jährig, nachdem sie innerhalb von drei Tagen zwei tote Söhne zur Welt gebracht hatte. Zuvor hatten sie 1642 und 1646 eine Tochter und einen Sohn taufen lassen, der jedoch keine zwei Wochen alt wurde. Inwiefern eine Taufe von 1649, bei der ein Hans Mey mit einer Maria einen Sohn taufen ließ, diesem Hausmann und einer neuen Ehe zuzuordnen ist, bleibt offen. Spuren auf den Verbleib dieses Hans Mey nach 1650 finden sich nicht.

2. Ein Gärtner Hans Mey, der 1654 in der Berní rula als anwesend geführt wurde, ist im Kirchenbuch erst 1658 nachweisbar als Gemeinältester, dessen Frau 53jährig starb. Der Witwer heiratete im Folgejahr Anna, die Tochter →Christoph Egers d. Ä., mit der er in den Folgejahren etliche Kinder taufen ließ. Als Gerichtsschöppe erscheint er unter den Paten ab 1653. Vor 1653 finden sich Spuren nur in der Kirchenrechnung, in der er 1648 bis 1659 durchgängig mit Erbegeldern für seinen Garten aufgeführt ist - er war also zu keiner Zeit geflohen.

3. Ein zweiter Gärtner taufte mit seiner Frau Eva zwischen 1640 und 1649 drei Kinder, von denen das erste bei seinem Tod 1645 als mittlere Tochter bezeichnet wurde - von zwei nicht identifizierbaren Kindern, die mit der Vatersangabe Hans Mey 1635 und 1636 eingetragen wurden, könnte also eines diesem Gärtner zugeordnet werden. Eva hatte 1652 in Seifhennersdorf Pate gestanden und war dabei als Frau des Gärtners H. M. aus Warnsdorf bezeichnet worden. Mit dem zu dieser Zeit geflohenen Häusler kann er daher nicht identisch sein. Ihn mit dem zeitlich scheinbar komplementär zu ihm erscheinenden ersten Gärtner (2.) oder dem Hausmann (1.) zu einer Person zu verschmelzen, scheitert im Fall des letzteren an den abwechselnden Taufen zwischen 1640 und 1648, im Fall des ersteren dagegen nur an der Nennung zweier Gartennahrungen unter diesem Namen in der Berní rula. In dem Augenblick, in dem Hans Mey einen früheren (oder einen von zwei) Gärten aufgegeben hätte - oder der Garten bereits lange wüst gelegen hätte -, ließen sich beide sehr wohl kombinieren: Eva Mey, die dann in der 1658 mit 53 Jahren gestorbenen Ehefrau des Gemeinschöppen Hans Mey (2.) zu sehen wäre, wäre dann bei der Taufe des 1649 geborenen Kindes 44 gewesen, bei der von 1635 30. Eine lange wüst gelegene Gartennahrung würde auch das Fehlen weiterer Hinweise auf einen zweiten Gärtner Hans Mey, etwa in der Kirchrechnung, erklären. Letztlich bleibt dies aber offen und berührt die Frage nach den Lebensverhältnissen des Exulanten Hans Mey nur marginal - insofern nämlich, als die Nachrichten, die mit diesem Namen in Verbindung stehen, auf Beziehungen zu ihm zu prüfen sind - in diesem Fall ergebnislos.

4. Der Häusler Hans Mey, der 1652 geflohen war und 1660 fünf Kinder in Bischdorf hatte, erscheint in den Kirchenbüchern anläßlich der Taufe zweier Töchter 1650 und 1651, die er mit seiner Frau Salome durch Michael von Lanckisch in Großschönau und Andreas Berthold Graf in Warnsdorf vollziehen ließ. Das Schuldenverzeichnis von 1653 lastet ihm unbezahltes Hafergeld an, das er beim Verhör in Bautzen 1655 auch bezahlen wollte, wenn die anderen Flüchtlinge es so hielten. Wenn keine älteren Taufeinträge fehlen oder die entsprechenden Taufen etwa in Großschönau vollzogen wurden - wo das Kirchenbuch verloren ist -, könnten die beiden kleinen Töchter die ersten von bis 1660 fünf Kindern dargestellt haben - die fehlenden drei wären dann in Lawalde oder Bischdorf geboren worden.

Michael Mey (Maria)

Der Warnsdorfer Gärtner Michael Mey war 1645 dort gestorben. Seine Frau Maria hatte 1635 und 1639 Pate gestanden. Taufen gemeinsamer Kinder wurden 1634 (Michael) und 1637 (Maria) aufgezeichnet. Ein weiterer Sohn, →Christoph Mey, verheiratete sich 1648, eine Tochter Anna stand 1651 und 1652 Pate als der Michel Mayin Tochter und heiratete 1656, vom katholischen Pfarrer Graf getraut, als Michael Mais hinterlassene Tochter den Schafknecht Friedrich Kindermann. Zwischen 1652 und 1656 war somit die Michel Mayin aus dem Kirchenbuch verschwunden, ohne bei den Toten zu erscheinen - sie war vor Dezember 1652 nach Lawalde gezogen, wo sie 1654 unter den gewesenen Warnsdorfer Hausleuten geführt wurde. 1660 im Juli wurde in Lawalde "Michael Mey alt mit 2 Kindern" verzeichnet. Hinter diesem Eintrag dürfte sich ohne weiteres dessen Witwe Maria verbergen.

Friedrich Kindermann übernahm in Warnsdorf später das Bauerngut seines geflohenen Schwagers Christoph Mey, das zwischenzeitlich Hans Palme besessen hatte.

Hans Mann (Justina)

Hans Manns Tochter Justina wurde im November 1654 unter den gewesenen Hausleuten mit Zielort Eibau geführt. 1660 fand man sie in Seifhennersdorf.

Im März 1653 wurde sie von ihrer Herrschaft und dem Niederleutersdorfer Richter als entlaufene Magd aus dem dortigen Vorwerk reklamiert. Vor dem Zittauer Stadtgericht gab sie allerdings an, auf keinem Vowerk gedient, sondern sich bei ihrem Warnsdorfer Schwager Christoph Arlt verdingt zu haben. Der Warnsdorfer Kleingärtner →Christoph Arlt hatte als Witwer 1643 ihre Schwester Anna geheiratet. Anna wie auch Justina hatten zuvor bei Taufen von Kindern aus seiner ersten Ehe Pate gestanden, Anna 1639, Justina 1641. Noch im November 1654 war sie in Eibau anzutreffen, 1660 dann in Seifhennersdorf, wo sie im Juni 1664, mindestens 37 Jahre alt, den dortigen Häusler und Totengräber Christoph Wilhelm heiratete.

In Warnsdorf müssen mindestens zwei Hans Mann parallel gelebt haben, deren Ehefrauen auch noch beide Maria hießen: 1663 starb im Januar Maria, die Ehefrau des Kleinen Hans Mann, mit 53 Jahren. Im Juli starb dann ein Hans Mann selbst, 79jährig. Im Folgejahr verheiratete sich dessen Witwe Maria neu. Der letztgenannte dürfte daher der Häusler gewesen sein, dem 1651 und 1653 in Warnsdorf Kinder getauft wurden, während erstere die Frau des Hausmanns war, der 1652 als Inwohner im Vogtshause Pate gestanden hatte. Justina, die 1654 als Hanns Manß Juste unter den entwichenen Hausleuten geführt wurde, und Anna waren dann Töchter des letztgenannten, der vor ihrer Trauung in Seifhennersdorf 1664 gestorben sein mußte, bei der sie als hinterlassene Tochter Hans Manns in Warnsdorf bezeichnet wurde. Ein Sterbeeintrag findet sich jedoch nicht.

George Möller

Der Warnsdorfer Bauer war mit Frau und fünf Kindern zwischen April und Dezember 1652 nach Seifhennersdorf geflohen. Bis November 1654 wurde er mit diesem Zielort angegeben. Im Juli 1660 dann wurde ein Georg Möller mit Frau und vier Kindern in Zittau verzeichnet. Daß dies der ehemalige Warnsdorfer war, geht aus folgenden Beobachtungen hervor:

In Seifhennersdorf waren aus der Herrschaft Rumburg zwischenzeitlich zwei Georg Möller zu finden: neben dem Warnsdorfer Bauer auch ein Georgenthaler Kramer, dieser mit Frau und 2 Kindern (vgl. → Emigrantenliste). Das dortige Kirchenbuch sah 1654 sowohl den Exulant aus Georgenthal als auch seinen Sohn Zacharias, 1652 und 1654 seine Frau Elisabeth Pate stehen. Letztere war auch schon 1649, von Georgenthal aus, in solcher Funktion hier aufgetreten. Taufen von in Seifhennersdorf geborenen Kindern sind nicht verzeichnet. Maria, die Frau des ehemaligen Warnsdorfer Bauern Georg Möller, stand 1655 ebenfalls als Exulantin in Seifhennersdorf Pate. Er selbst ist im Kirchenbuch so wenig nachweisbar wie seine Kinder. Die undatierte ‚Zwischenliste' aus dem Umfeld der Neugersdorfverhandlungen (ca. Mai 1657) sah den Warnsdorfer Georg noch immer in Seifhennersdorf; der Georgenthaler Georg war demgegenüber dort nur noch durch seine Frau vertreten. Ein Todesdatum findet sich für ihn jedoch nicht; stattdessen wurde er im Dezember 1657 an anderer Stelle unter denjenigen Untertanen genannt, die sich dem Drängen ihrer ehemaligen Obrigkeit gebeugt und mittlerweile nach Niederleutersdorf gezogen seien. Angaben zur Familie fehlen. Das Juliverzeichnis von 1660 sah dann neben der besagten sechsköpfigen Familie eine Georg Möllerin samt einer Tochter in Eibau, also in relativer Nachbarschaft zu Niederleutersdorf. Ob sie mit der ehemals Seifhennersdorfer Georg Möllerin und damit mit Georgs Frau Elisabeth zu identifizieren ist, und was daraus für das Schicksal ihres Mannes abzulesen wäre, muß an dieser Stelle offen bleiben. Sicher ist jedoch, daß im nach Zittau gegangenen Georg der ehemalige Warnsdorfer Bauer zu sehen ist.

Der Blick ins Warnsdorfer Kirchenbuch enthüllt über ihn, daß er 1638 aus Niederhennersdorf kommend Maria, die Witwe des Warnsdorfer Bauern Christoph Salman (Salomon) geheiratet hatte. Zwischen 1640 und 1648 wurden ihnen drei Söhne und eine Tochter getauft, ohne daß eins dieser Kinder in den Jahren bis 1652 begraben worden wäre. Insofern wären vier der fünf Kinder, mit denen das Ehepaar floh, zu identifizieren. Letztmalig stand Georg Möller am 20. September 1652 bei einer Taufe in Warnsdorf Pate, die der Georgenthaler Pfarrer Johann Cynerus vollzog.

Merten Möller

Martin Möllers Witwe wurde erstmals im November 1654 als Flüchtling in Großschönau notiert, unter den Warnsdorfer gewesenen Hausleuten. Ihr Mann war im Vorjahr mit 80 Jahren gestorben. Eine Tochter Maria hatte 1638 →Hans Roscher geheiratet, mit dem sie bereits 1652 nach Lawalde, später dann nach Oderwitz gezogen war. Die Mutter sagte im Januar 1655 zu Schuldforderungen aus, die der mittlerweile zurückgekehrte Warnsdorfer Richter und ein Georg Jacob an sie gerichtet hatten. Ihr weiterer Verbleib ist nicht zu klären.

David Meltzer (Justina)

Auch die Witwe des Bauern David Meltzer erschien vor November 1654 nicht auf den Warnsdorfer Flüchtlingslisten. Ihr Mann war bereits 1651 74jährig in Warnsdorf gestorben. Justina - aus Patenschaften zwischen 1638 und 1643 kennen wir ihren Vornamen - ging nach dem Dezember 1652 nach Seifhennersdorf, wurde dort 1660 erneut verzeichnet und starb laut Seifhennersdorfer Kirchenbuch im Exil 1663, mit 69 Jahren. Daß sie mindestens die zweite Ehefrau Davids gewesen war, zeigt die Patenschaft einer Maria, Frau des Warnsdorfer Bauern David Meltzer, in Seifhennersdorf 1639. Beider Kinder Hans, Justina und Adam standen 1642 und 1645 nicht nur in Warnsdorf, sondern auch in Seifhennersdorf Pate, ohne daß dies eine Vorentscheidung für eine spätere Übersiedlung in die Nachbarschaft bedeutet hätte: →Hans heiratete 1648 Maria, die hinterlassene Tochter →Christoph Siebers, mit der er als Bauer in Warnsdorf blieb. Eine weitere Tochter, Eva, blieb ebenfalls in Warnsdorf und heiratete hier 1657 Jacob Eger, einen Sohn des nicht geflohenen →Christoph Eger d. Ä. Adam starb 1649, und für Justina fehlen weitere Spuren - Mutter Meltzer war also mit Ende 50 allein ins Nachbardorf gezogen.

Hans Meltzer

war im Dezember 1652 mit Frau und vier Kindern nach Großschönau geflohen. Der Warnsdorfer Gärtner wurde noch im November 1654 letztmalig von den Warnsdorfern in Großschönau verortet, im Januar 1655 noch als Flüchtling unter der Zittauer Jurisdiktion in Bautzen verhört - im Juli 1660 war er dann aber mit Frau und drei Kindern in Grund bei Görlitz anzutreffen.

In Warnsdorf hatte es mehrere Hans Meltzers gegeben, darunter mindestens zwei Besitzer von Bauerngütern, die beide vor der ersten erhaltenen Kirchrechnung 1648 ihre Nahrungen verlassen hatten - Kleyn Hans Meltzer und Lang Hans Meltzer. Das erstere hatte zu diesem Zeitpunkt →Michel Zabel zunächst als Gartennahrung angenommen, das zweite besaß →Georg Sieber, der mit diesem Gut 1654 als anwesend in der Berní rula verzeichnet wurde, während das erstgenannte Gut an selber Stelle mit Zabels Namen, aber wieder als Bauernnahrung und wüst erschien. Ein weiterer Hans Meltzer erscheint ab 1649 als Bauer unter der Rubrik vertagte Erbegelder in der Kirchrechnung, parallel zu unserem Gärtner, dessen Erbegelder 1648 bis 1652 auf seinen Namen, 1653 aber auf seinen Garten notiert wurden - im Laufe des Jahres hatte sich also herausgestellt, daß er dauerhaft geflohen war. Der Bauer dagegen blieb in Warnsdorf und begann 1656, nach der Neueinteilung der Raten, seine Schulden abzutragen. Er war ein Sohn →David Meltzers, hatte 1648 als Geselle Maria, eine Tochter des verstorbenen →Christoph Sieber geheiratet - getraut hatte die beiden der Seifhennersdorfer Pfarrer Martin Felmer - und mit ihr ab 1650 Kinder getauft, von denen mindestens zwei im Erwachsenenalter in Warnsdorf nachweisbar sind. Maria starb 1667 in Warnsdorf, 44jährig; der Witwer verheiratete sich 1669 erneut mit Justina, der Witwe Christoph Stolles.

Der Gärtner Hans Meltzer, der spätere Exulant, taufte erstmals im September 1650 mit seiner Frau Dorothea einen Sohn, 1652 dann eine Tochter. Über beider vorheriges Schicksal ist explizit zunächst nichts zu erfahren. Einem Gärtner Hans Meltzer wird 1634 eine Tochter Anna getauft, danach wird ein Hans Meltzer in den Kirchenbüchern nur als Bäcker geführt. Wenn dieser Gemeindebäcker Inhaber einer Gartennahrung gewesen wäre, könnte er daher mit dem späteren Exulanten identisch sein. Er war zunächst mit Rosina verheiratet, mit der ab 1641 sicher, evtl. auch schon vorher, bei Taufen gemeinsamer Kinder erscheint. Rosina starb 1648 an den Folgen einer Geburt. Der Bäcker Hans Meltzer wurde 1649 am 20. Juni noch als Witwer bezeichnet, während am 09. September Dorothea, die Frau des späteren Exulanten, bei einer Taufe des Häuslers →Georg Sieber Pate stand und damit erstmals im Kirchenbuch erschien. 1649 ist eins der Jahre, für die die Warnsdorfer Traueinträge fehlen, so daß eine Identität beider Hans Meltzer durchaus möglich wäre, wenn sich der Witwer im Sommer neu verheiratet hätte. Da von den fünf Kindern, die dem Bäcker und seiner ersten Frau zwischen 1641 und 1648 sicher zugeordnet werden können, nur drei bis 1649 wieder gestorben waren, könnten dann die vier Kinder, mit denen der Gärtner 1652 nach Großschönau gegangen war, sich zu je zwei auf beide Ehen verteilt haben. Für diese Version spricht auch, daß die hohe Patenschaftsfrequenz des Gemeindebäckers bis 1652 anhielt (25 Taufen im Jahrzehnt vor 1652), während der Gärtner bestenfalls in einer Reihe von Fällen als eigener Pate in Frage kommt, in denen er ohne Beinamen geführt wurde. Ferner, daß die Frau des Gärtners - Dorothea - ab 1648 nahtlos die gleichermaßen hohe Frequenz der verstorbenen Bäckersfrau - Rosina - übernahm und daß mit dem Jahr der Auswanderung des Gärtners nicht nur dessen Frau, sondern auch der Bäcker schlagartig aus den Taufverzeichnissen verschwanden. Mangels Nachrichten aus Großschönau und aus Grund bleibt diese Möglichkeit indessen unüberprüfbar.

Michael Meltzer

Anna, die Tochter Michael Meltzers, wurde erstmals im November 1654 und noch 1660 mit dem Zielort Großschönau in den Rückforderungslisten verzeichnet. Bereits 1643 wurde sie anläßlich einer Taufe in Warnsdorf als hinterlassene Tochter Michel Meltzers bezeichnet; sie war somit schon eine Weile verwaist. Auf ihre Familie und etwaige Verwandtschaft zu anderen Exulanen findet sich ansonsten in den Warnsdorfer Kirchenbüchern kein Hinweis.

Jacob Meintzschel

Der Gärtner Jacob Meintzschel befand sich im Dezember 1652 mit Frau und einem Kind in Hainewalde, wo er durchgängig, im Juli 1660 mit zwei weiteren Kinder, verzeichnet wurde. - Jacob und seiner Frau Dorothea wurde 1649 in Warnsdorf ein Sohn Georg getauft. Bereits 1634 und 1637 hatte Jacob zwei Söhne taufen lassen, bei denen allerdings unklar ist, ob sie von Dorothea oder aus einer vorigen Ehe stammten. 1644 war ein nicht zu identifizierender Sohn wieder gestorben. Eine weitere Tochter, Dorothea, stand 1651 in Warnsdorf Pate. In Hainewalde findet sich kein Sterbeeintrag für Jacob, wohl aber für seine Witwe Dorothea, die im April 1692 92jährig starb. Taufen weiterer Kinder lassen sich im 1652 einsetzenden Taufbuch nicht nachweisen, auch keine weiteren mitgebrachten. Erst der noch in Warnsdorf geborene Sohn Georg, Häusler im Hainewalder Oberdorf, der 1710 im Alter von 61 Jahren starb, taufte mit seiner Frau Christina ab 1676 insgesamt zehn Kinder. Die Familie blieb somit dauerhaft in Hainewalde.

George Michel

war in Warnsdorf 1644 sechzigjährig gestorben. Seine Witwe Maria ging bis Dezember 1652 nach Lawalde, wo sie letztmalig im November 1654 verzeichnet wurde. - Georg hatte Maria, die hinterlassene Tochter Wolff Grohmanns, drei Jahre vor seinem Tod in zweiter Ehe geheiratet. Die Trauung hatte der Spitzkunnersdorfer Pfarrer Peter Paul vollzogen. Kinder aus dieser Ehe kamen anscheinend nicht mehr zustande. Aus der vorigen Ehe - die damalige Görge Michelin war 1638 gestorben - gab es mindestens eine Tochter Regina, die 1642 Pate bei →Michel Däßlers Kind stand. 1648 gebar Görge Michels hinterlassene Tochter Regina einen unehelichen Sohn, den sie laut eigener Angabe von einem Soldaten empfangen hatte. Bei dieser Taufe stand neben anderen Maria, die Tochter →Jacob Thomas', Pate. Was aus beiden - Mutter oder Sohn - wurde, läßt sich nicht ermitteln. Die Schuldenverzeichnisse kennen zusätzlich zwei Töchter eines Georg Michel, Anna, die 1654 und 1660 in Großschönau aufgelistet wurde, und Maria, die 1660 in Ebersdorf bei Löbau wohnte. Da auch sie nicht aus Georgs Ehe mit Maria hätten stammen können, wären sie auch dann nicht als Kinder seiner Witwe geführt worden, wenn sie sicher diesem Vater zuzuordnen wären. Ob es sich hier also um Schwestern der Regina handelte oder um unabhängige Emigrantinnen, bleibt offen.

Gregor Michel

Der Warnsdorfer Bauer war bereits im April 1652 mit Frau und zwei Kindern geflohen. Ab Dezember 1652 wurde er mit Frau und einem Kind in Großschönau verzeichnet, wo er noch 1660 mit drei Kindern angetroffen wurde. Gregor hatte 1644 geheiratet, ohne sich allerdings nach der Kirchenordnung aufbieten zu lassen, was Schulmeister Elstner mit Empörung im Kirchenbuch vermerkte, als er die Trauung ohne Tagesdatum und mit fehlenden sonstigen Angaben nachtrug. Den Namen der Ehefrau offenbaren daher lediglich die Geburten dreier Kinder in den Folgejahren und eine Patenschaft von 1648: Sie hieß Sabina. Daß Gregor im Schuldenverzeichnis von Dezember 1652 als Gärtner, sonst aber als Bauer geführt wurde, mag mit einem kurzfristigen Besitzwechsel zusammengehangen haben: 1648 hatte er laut Kirchrechnung die verlassenen Güter Thomas Frieses und Hans Heinkes zusammen als ein Bauerngut angenommen; 1653 verzeichneten ihn die Kirchväter als von diesem angenommenen Gut entlaufen.

Georg Nitzsche

starb 1676 96jährig als Exulant in Bertsdorf, ein Jahr nach seiner Frau Anna, die 64jährig gestorben war. Beide hatten seit Dezember 1652 als Hausleute in Bertsdorf gelebt. In Warnsdorf war Georg Bauer gewesen und hatte sein Gut nach eigener Aussage in Bautzen 50 Jahre bewirtschaftet, bevor er 1652 wegen der Religion wegging. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits vier Jahre in zweiter Ehe mit Anna, der Tochter Görge Werners, verheiratet gewesen; der Großschönauer Pfarrer Willich hatte beide 1648 getraut. Kinder hatten beide in Warnsdorf nicht mehr taufen lassen, obwohl Anna mit 41 Jahren noch hätte Mutter werden können - Stichproben im Kirchenbuch haben eine Reihe solcher Fälle ergeben. Trotz fehlender Taufeinträge wurde der 70jährige Georg 1652 mit Frau und zwei Kindern, 1660 dann mit nur noch einem Kind, in Bertsdorf gesehen. Diese Kinder müßten demnach unter den - erwachsenen - Nachkommen aus einer früheren Ehe zu suchen sein. Tatsächlich wurde in Bertsdorf im November 1654 Baltzer, Sohn Georg Nitzsches von Warnsdorf, mit der Tochter des dortigen ehemaligen Gerichtsältesten Christoph Leubner, Dorothea, getraut. Bei seinem Tod 1670 war er 37 Jahre alt und demnach 1632 geboren. Seine Mutter, Georgs erste Frau Eva, war 1643 in Warnsdorf gestorben. Drei weitere ihrer Kinder standen 1643 und 1646 in Warnsdorf Pate: Georg, Maria und Hans. Hans wurde 1647 durch Pfarrer Martin Felmer mit Anna, der Tochter →Hans Bälgers getraut. Maria heiratete im gleichen Jahr →Christoph Grohmann; die Trauung vollzog Pfarrer Jodocus Willich aus Großschönau. Als zweites Kind in den Rückforderungslisten - neben Baltzer - kommen somit zunächst Georg und eine weitere Tochter Eva in Frage, die erst 1655 in Warnsdorf durch Pfarrer Andreas Berthold Graf mit Adam, einem Bruder des vorübergehend geflohenen, inzwischen aber zurückgekehrten →Hans Belger, getraut wurde. Auch sie wäre demnach in der Zwischenzeit zurückgekehrt. Der Sohn Georg seinerseits ließ sich 1653 in Seifhennersdorf in Adam Grosses Haus mit Dorothea Hennicke, hinterlassener Tochter →David Heinickes, selbst Exulantin, trauen. Georg zog mit ihr wenig später nach Warnsdorf zurück: Die Berní rula kennzeichnet das Bauerngut, das er dort 1654 besaß, als im selben Jahr neu übernommen. Vermutlich war es das von →Christoph Kiehnel verlassene Anwesen. Als Warnsdorfer Bauer stand er 1660 Pate in Seifhennersdorf bei dem Kind eines dortigen Bauern, Adam Wilhelm, und dessen Frau Barbara, die sich bei ihrer Trauung im Vorjahr als hinterlassene Tochter →David Heinckes aus Warnsdorf und somit als Schwester seiner Frau offenbarte. Auch Georg war damit spätestens 1654 wieder am Ausgangsort, so daß nicht klar ist, ob er oder seine Schwester Eva vorübergehend als das geflohene zweite Kind Georgs des Älteren aufgezeichnet worden waren.

Baltzer Neumann,

Vogt und Viehpachtmann auf dem Niederen Vorwerk. Wie alle "Honoratioren" steht der Vogt zwischen 1634 und 1650 häufig Pate bei allen möglichen Leuten. Auch seine Frau Justina ist zwischen 1634 und 1652 oft Patin. Drei Kinder und eine totgeborene Tochter verzeichnet das Kirchenbuch in Warnsdorf unter den Taufen, wovon nur eine Tochter überlebte, zwei ältere Kinder erscheinen später unter den Paten - diese Kinder dürften sämtlich im Jahrzehnt zwischen 1635 und 1645 geboren worden und in den drei Kindern zu sehen sein, die mit ihrem Vater nach Großschönau gingen. Der Vater war schon vorher im Winter 1651/52 vorübergehend als geflohen gemeldet worden, ging aber erst um Walpurgis 1652 mit der ganzen Familie über die Grenze. Die Kundschafter der Herrschaft Rumburg verzeichneten ihn später in Hainewalde als Richter (wohin er den Listen nach zwischen Februar 1653 und November 1654 gezogen sein müßte), wo sie ihn mit nunmehr vier Kindern fanden. Weder die Geburt eines vierten Kindes noch Balzers oder Justinas Tod sind genauer zu datieren - die Hainewalder Kirchenbücher setzen dafür zu spät ein.

Der Balthasar Neumann, der 1686 49jährig als Erb- und Lehnsrichter im Hainewalder Oberdorf starb, dürfte Baltzers Sohn gewesen sein, der 1650 in Warnsdorf - wie seine Schwester Maria im Vorjahr - mit etwa 13 Jahren erstmals Pate gestanden hatte. Vor 1659 hatte er von seinem Vater das Richteramt übernommen, 1663 war in Hainewalde sein Sohn - wieder ein Baltzer - geboren worden, der bereits mit 20 Jahren heiratete, ihm als Richter nachfolgte, aber schon 1690 starb.

Schon vor dem emigrierten Vogt hatte es in Warnsdorf einen Baltzer Neumann gegeben, der dort 1638 78jährig starb, ein Jahr nach seiner Frau. Er war der Vorbesitzer des Bauerngutes, das laut Befund der Berní rula 1654 auf den Namen Jan (Hans) Martins eingetragen war.

Juste Paul

wurde im November 1654 unter den gewesenen Hausleuten geführt. Weder auf den Vornamen Justina in Verbindung mit den nachweisbaren Pauls noch auf den Beinamen - der im Einzelfall völlig unabhängig vom eigentlichen Namen sein konnte - finden sich Hinweise.

Peter Paul

Der Warnsdorfer Bauer starb 1654 mit 55 Jahren im Seifhennersdorf exilio. 1644 hatte er in Warnsdorf Barbara Arlt geheiratet und mit ihr bis 1651 drei Kinder getauft. Seiner Frau wurden noch in den Folgejahren die in Warnsdorf hinterlassenen Schulden angelastet. Bis Juli 1660 läßt sie sich mit den drei Kindern in Seifhennersdorf nachweisen, dann verliert sich ihre Spur. Eine Tochter Anna heiratete 1676 in Seifhennersdorf den Witwer und Gerichtsschöppen Fabian Wilhelm. Die Grundbuchauszüge bei Alois Plame weisen sein Warnsdorfer Gut dem zurückkehrenden →Christoph Eger zu.

Christoff Belger

Ein Sohn Hans eines Christoff Belger war nach dem Verzeichnis von Januar 1652 (Oktober 1651) nach Bertsdorf gegangen, tauchte aber in der Folgezeit nicht wieder auf. Die Warnsdorfer Kirchenbücher geben weder auf den Vater noch auf den Sohn einen Hinweis. Der Vater des Hans Belger, der im folgenden Eintrag erscheint, hieß Hans.

Hans Belger

Am 26. Februar 1653 wurde dem Bauern Hans Belger aus Warnsdorf in Hainewalde ein Sohn Hans-Georg getauft. Vor Dezember 1652 war er mit einem ersten Kind und seiner Frau Dorothea aus der Herrschaft Rumburg hierher geflohen. Dorothea war die Tochter →Michael Keuffers, der zunächst mit nach Hainewalde gezogen war und später in Seifhennersdorf lebte, sie hatte Hans 1651 geheiratet. Hans und Dorothea kehrten zwischen 1654 und 1658 nach Warnsdorf zurück, wo sie ab diesem Jahr wieder nachweisbar sind.

Der genaue Zeitpunkt der Rückkehr läßt sich noch weiter einschränken, zieht man die dortige Kirchenrechnung hinzu. Diese weist nämlich in der Rubrik der vertagten Erbegelder für diesen Namen eine ununterbrochene Linie von 1648 bis 1659 und weiter auf. Hans Belgers Vater, ebenfalls Hans, starb am 20. August 1652. Vor Abhaltung der Kirchenrechnung für dieses Jahr (11. November 1652) übernahm sein Sohn das Bauerngut einschließlich der vertagten Erbegelder. Am 06. Dezember wurde er als nach Hainewalde geflohen aufgelistet. Am 01. November 1653 verzeichneten die Warnsdorfer seine Schulden zur Eingabe in Bautzen, aber schon zehn Tage später, bei der jährlichen Kirchrechnung, bei der allein für 25 von 49 Wirten nurmehr die Güter bzw. Häuser als belastet gekennzeichnet wurden - sie waren also zu dieser Zeit auf der Flucht -, fehlt die entsprechende Kennzeichnung bei Hans Belger. Nach weniger als einem Jahr war Belger offenbar nach Warnsdorf zurückgekehrt.

Der ältere Hans Belger, Hans Belgers Vater, war bis zu seinem Tod 1652 Kirchvater in Warnsdorf gewesen. Hans juniors Mutter Anna war 1640 gestorben, der Vater hatte anschließend eine Elisabeth (Ilse) geheiratet. Aus jener ersten Ehe des älteren Hans Belger erscheinen unter den Paten der Jahre 1638 bis 1650 insgesamt drei weitere Kinder neben Hans dem Jüngeren: Anna, Eva und Jacob. Anna heiratete 1647 Hans Nietsche, den Sohn →Georg Nietsches. In Eva und Jacob sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Tochter und der Sohn Hans Belgers zu sehen, die im Januar 1653 als entflohenes Gesinde geführt wurden; laut Verzeichnis waren sie in Seifhennersdorf und in Wittgendorf untergekommen. Während →Jacob Belgers Weg weiter zu verfolgen ist, fehlen von Eva in Seifhennersdorf weitere Spuren. Beider Stiefmutter Elisabeth Belger zog nach dem Tod ihres Mannes vor November 1654 nach Großschönau, wo sie 1660 noch zu finden war.

Jacob Belger

erscheint in den Rückforderungslisten seiner ehemaligen Herrschaft nicht vor Juli 1660 namentlich. Erhebungen der Aufnahmeherrschaften lassen ihn indessen schon vorher greifbar werden. So gab ein Knecht dieses Namens vom Rumburger Vorwerk im Februar 1653 in Zittau an, zwei Wochen nach Jacobi (25. Juli) 1652 geflohen zu sein. Er hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Wittgendorf auf und ist damit mit dem Sohn →Hans Belgers d. Ä. aus dem Januarverzeichnis 1653 zu identifizieren. Im Dezember 1654 meldete Christoph von Gersdorf nach Bautzen, auf seinem Gut wohne in Hainewalde ein Jacob Belger aus Warnsdorf zur Miete. Laut dortigem Kirchenbuch war diesem bereits im Spätherbst 1653 eine Tochter Maria getauft worden, eine zweite, Elisabeth, folgte 1656. Wenn dies derselbe Jacob Belger war, dann wäre er im Laufe des Jahres 1653 mit seiner schwangeren Frau von Wittgendorf zu seinem Bruder →Hans Belger nach Hainewalde gezogen. Von hier ging er dann zwischen 1656 und 1660 nach Oderwitz, wo ihn das Juliverzeichnis 1660 festhielt.

Christoff Berger (Christina)

Der Spielmann und Häusler Christoph Berger war 1648 im Alter von 49 Jahren gestorben. Er und seine Frau Christina standen seit Wiederbeginn der Taufaufzeichnungen 1634 verschiedentlich Pate in Warnsdorf und hatten neben drei früh verstorbenen Kindern mindestens eine Tochter, Anna Maria, die das Patenalter selbst bis 1640 erreicht hatte und sich 1647 mit →Christoph Wentig verheiratete. Nach Christoph Bergers Tod blieb Christina als Häuslerin am Ort, bis sie als Exulantin mit zwei weiteren Kindern spätestens im Dezember 1652 nach Großschönau kam, die beide auch 1660 mit ihr verzeichnet wurden ("die Christoph Bergerin").

Ein weiterer Christoph Berger war vor 1634 gestorben. Seine Frau, stets nur die "Hase Barber" genannt und so auch in den Kirchenbüchern vermerkt, starb 1645; die gemeinsame Tochter Anna hatte 1638 Michel Arlot geheiratet.

Christoff Pietzschmann

hatte 1644 in Warnsdorf Maria, die Tochter der Adam Roscherin, geheiratet. In den Folgejahren bis 1650 wurden ihnen 4 Kinder getauft, von denen mindestens eines rasch wieder starb. Der Gärtner und seine Familie wanderte vor Dezember 1652 nach Großschönau aus, wo er noch 1660 mit Maria, drei Kindern und Mutter lebte. Seinen Garten in Warnsdorf, der bereits in der Kirchenrechnung von 1652 als verlassen geführt wurde, übernahm 1655 Friedrich Klaus.

Christophs Vater war 1646 mit 59 Jahren gestorben. Seine Witwe Anna, die alte Christoph Pietzschmannin, war 1654 nach Hainewalde gezogen, wo sie im Juli 1660 nicht mehr erschien. Da in Hainewalde auch kein Todesdatum von ihr zu finden ist, ist anzunehmen, daß in der 1660 genannten Mutter sie und nicht Marias Mutter Anna, die →Adam Roscherin, mit in Großschönau lebte.

Gabriel Reinischin

Schon 1634 wurde in Warnsdorf ein dreijährig gestorbener Junge als Söhnlein der Gabriel Reinschin bezeichnet. Deren Mann, Schuster in Warnsdorf, war also zwischen 1630 und diesem Jahr gestorben. Zwei ältere Töchter der beiden, Eva und Maria, standen zwischen 1639 und 1649 in Warnsdorf verschiedentlich Pate, Maria erstmals 1648, Eva bis 1641, bevor sie im Januar 1642 in Spitzkunnersdorf durch den dortigen Pfarrer Peter Paul mit →Görge Geihl getraut wurde, mit dem sie vor 1653 nach Zittau zog. Die verbleibende Tochter Maria und die Mutter verließen Warnsdorf um Walpurgis 1652, gleichzeitig mit dem Vogt →Baltzer Neumann, und wohnten nach einem kurzen Aufenthalt in Großschönau zunächst in Bertsdorf, wo die Mutter vom Spinnen, die Tochter als Magd lebte. Die Kundschafter der Herrschaft Rumburg fanden beide 1660 in Herwigsdorf bei Zittau.

Hans Reinisch

ging vor dem Winter 1652 nach Großschönau. Von ihm, Häusler in Warnsdorf, fehlen in den dortigen Kirchenbüchern alle tieferen Spuren. 1644 und 1645 stand er dreimal Pate; weder die Trauung mit der Frau, die im Dezember 1652 mit ihm in Großschönau angetroffen worden war, noch andere Hinweise belegen seine Lebens- und Familienumstände vor der Emigration. In Großschönau lebte er noch 1660, wie zuvor mit Frau, aber ohne Kinder.

Ein 76jähriger Hans Reinisch war 1638 kurz vor seiner Frau gestorben. Ihre Tochter Elisabeth heiratete zwei Jahre später den Witwer →Hans Belger, nach dessen Tod sie vor November 1654 nach Großschönau ging.

Der gleichnamige Sohn Abraham Reinischs, der 1667 in Warnsdorf heiratete, war erst 1644 geboren und ist damit mit dem Flüchtling von 1652 nicht identisch.

Jonas Reinisch

Die Schuldenverzeichnisse vom November 1654 sahen sowohl Jonas Reinisch in Großschönau als auch eine Jonas Reinischin in Bertsdorf. In Warnsdorf war Jonas Reinsch nach dem Tod des Schusters →Gabriel Reinsch, vermutlich seines Vaters, seinerseits um 1632 Schuster - in diesem Jahr wurde ihm in Seifhennersdorf, wie auch 1634 in Warnsdorf, eine Tochter getauft. Er starb allerdings 1635 und hinterließ mehrere Waisen, von denen drei mit seiner Witwe der Epidemie von 1640 erlagen. Ein Sohn Elias des verstorbenen Jonas stand 1642 und 1643 Pate, während ein lebender Jonas, Leinewebergeselle, 1644 Gevatter stand, ohne daß seine Familienverhältnisse zu klären wären. In ihm könnte der vor November 1654 nach Großschönau gegangene Jonas Reinisch zu sehen sein, der offenbar von dort aus 1659 in Warnsdorf Pate stand, aber vom Rückforderungsverzeichnis von 1660 nicht mehr dort vermerkt wurde. Eine Jonas Reinischin, die in der gleichen Liste von 1654 in Bertsdorf geführt wurde, ist - soll hier nicht eine Verwechslung mit der in dieser Liste fehlenden →Gabriel Reinischin angenommen werden, die sich anderthalb Jahre zuvor hier befunden hatte - nicht zuzuordnen.

Der hinterlassene Sohn des Schusters, Elias, heiratete 1646 Anna, die Tochter des Bauern →Hans Wentig d. Ä., und wurde nach der Flucht des Vogts im Niedervorwerk, →Baltzer Neumann, dortiger Pachtmann.

Martin Reinisch

Der Hausgenosse, der sich ohne Familie zwischen Dezember 1652 und November 1654 in Großschönau aufhielt, könnte - wenn er mit dem Merten Renisch identisch war, dessen Frau Anna, gebürtige Schluckenauerin, 1649 mit 63 Jahren gestorben war - als betagter Witwer ausgewandert sein und wäre möglicherweise in der zweiten Hälfte der 1650er Jahre in Großschönau gestorben.

Christoph Richter

1653 heiratete in Seifhennersdorf der ehrbare Christoff Richter, gewesener Gärtner und Kirchvater in Warnsdorf, der sich im Exil allhier bei seinem Sohn Hans Richter aufhielt - dieser war Gärtner in Seifhennersdorf - Catharina, die Tochter des Rumburger Bürgers und Schuhmachers Hanns Rüttig. Seine vorige Frau war noch in Warnsdorf gestorben, 1649, mit damals 68 Jahren. Auch Christoff war mit jetzt 76 schon betagt. Der Sohn, bei dem er wohnte, hatte sich bereits 1638 mit der Hennersdorferin Maria, Tochter des dortigen Gärtners und Zwillichmachers Görge Wilhelm verheiratet. Noch 1638 wurde in Warnsdorf eine Tochter getauft, 1642 bereits in Seifhennersdorf ein Sohn; weitere Kinder folgten. Hans hatte das letzte Mal als Warnsdorfer 1638 an seinem alten Wohnort Pate gestanden, seine Frau Maria im April 1639 als Warnsdorferin, im Oktober dann erstmals von Seifhennersdorf aus. Beide standen in den Folgejahren an beiden Orten Pate, letztmalig in Warnsdorf Hans 1648. Hans Richter wurde seit 1640 in Seifhennersdorf als Gärtner im Oberdorf gekennzeichnet, zweimal (1641 und 1643 auch als "Gärtner und Handelsmann" im Oberdorf. Um 1658 wurde er Kirchvater. Beide starben erst nach 1670.

Christoff, der Exulant, starb drei Jahre nach seiner späten Hochzeit mit 79 Jahren, seine Witwe überlebte ihn nur um vier Jahre und starb 48jährig. In den Flüchtlingsverzeichnissen seiner früheren Grundherrschaft erscheint er nur einmal: im November 1654 als Hausmann, also Inwohner - der er bei seinem Sohn ja auch war.

Christoff war in Warnsdorf in den 1630er Jahren Gutsverwalter gewesen: Seine damalige Frau Elisabeth erschien 1636 als des Verwalters Weib, sein Sohn Hans 1637 als Sohn des Amtmanns zu Warnsdorf im Seifhennersdorfer Kirchenbuch. Elisabeth war 1649 gestorben.

Adam Roscher

hatte in Warnsdorf 1639 seine Frau Maria geheiratet, mit der er bis 1649 fünf Kinder taufte, von denen zwei bis 1650 starben. Mit diesen drei Kindern zogen beide bereits vor April 1652 - Adam stand letztmalig am 05. Februar in Warnsdorf Pate - nach Großschönau, wo sie noch 1660 anzutreffen waren. Am 26. März 1654 hatte der ehemalige Warnsdorfer Bauer in Großschönau erneut ein Bauerngut gekauft, für das er mit 300 Zittauischen Mark, nachdem Bauerngüter in Großschönau in den 1630er für die Hälfte zu haben gewesen waren, einen dem Vorkriegsstand entsprechenden Preis bezahlte.

Adams Vater Adam war 1636 gestorben. Anna, die Mutter, stand 1637 Pate in Warnsdorf, um anschließend im dortigen Kirchenbuch nur noch zu erscheinen, wenn ihre Töchter Maria, Anna oder Dorothea als Patinnen auftraten (1639-1644). Anna heiratete 1643 den späteren Exulanten →Adam Glathe, Maria ein Jahr später →Christoph Pietschmann, Dorothea 1648 →Hans Kiehnel. Bis auf Anna, die mit ihrem Mann und Kindern nach Oderwitz gezogen war, aber einschließlich →Peter Roscher, Adam juniors Bruder, waren damit alle (bekannten) Kinder Adams und Annas in Großschönau. Vor November 1654 zog die Witwe ebenfalls dorthin; zwischen diesem Datum und Juli 1660 siedelte sie jedoch zu ihrer Tochter Anna nach Oderwitz um.

Hans Roscher

hatte 1638 als Junggeselle Maria geheiratet, die Tochter →Merten Müllers. Mit ihr taufte er bis 1648 vier Töchter, von denen zwei bis 1651 starben. Vor Dezember 1652 verließen sie mit drei Kindern ihr Bauerngut und zogen nach Lawalde, wo sie bis Januar 1655 nachweisbar waren, um von den Rumburger Kundschaftern 1660 mit noch zwei Kindern in Oderwitz angetroffen zu werden. Hans Roscher war im September 1660 zunächst mit auf die Liste der 22 Auszuliefernden gesetzt worden, wurde aber noch in der ersten Fassung dieses Dokuments wieder gestrichen.

Bereits 1643 war ein älterer Hans Roscher, ebenfalls Bauer - vielleicht der Vater des jüngeren Hans - in Warnsdorf gestorben, nachdem er drei Jahre zuvor in der Epidemie drei seiner Kinder hatte sterben sehen. Seine Witwe Dorothea erscheint zweimal als Patin in den Taufeinträgen. Vor November 1654 ging sie nach Seifhennersdorf, wo sie 1665 mit 72 Jahren starb.

Peter Roscher

Zwei Warnsdorfer Bauern dieses Namens erscheinen in den Listen: einer mit zunächst zwei Kindern in Großschönau, einer mit dreien in Hainewalde, beide mit Frau. Die Warnsdorfer Kirchenbücher bieten zu beiden Flüchtlingen einige Hinweise. So wurde ein zweiter Sohn des alten →Adam Roscher (†1636), Peter, 1647 vom Großschönauer Pfarrer Jodocus Willich mit der Tochter des Warnsdorfer Niedermüllers →Baltzer Seydemann, Maria, getraut. Bis 1650 tauften sie zwei Kinder, von denen eins zweijährig 1651 starb. Die Lücke in den Warnsdorfer Taufbüchern von 1650 bis 1652 ließe genug Raum für ein zweites Kind, das die Eltern dann mit nach Großschönau genommen hätten. Dieser Zielort hätte sich beiden auch deshalb angeboten, weil sich Peters Bruder →Adam Roscher bereits im April, seine Schwestern Maria und Dorothea mit ihren Männern →Hans Kiehnel und →Christoph Pietschmann dann wie er selbst im Dezember hier aufhielten. Die später nachgezogene Mutter hätte somit vier ihrer Kinder am Ort vorgefunden. Noch im Juli 1660 waren die nach Großschönau gegangenen Peter Roschers dort zu finden - mit nur noch einem Kind.

Ein weiterer Warnsdorfer Bauer dieses Namens war bereits im April 1652 mit Frau und vier Kindern als geflohen gemeldet worden, er wäre demnach in Hainewalde zu suchen. Diesem älteren Peter Roscher und seiner Frau Anna waren zwischen 1635 und 1646 vier Kinder getauft worden, von denen zwei bald starben. Zusätzlich hatten sie eine Tochter gehabt, die 1634 achtjährig begraben wurde, sowie eine Tochter und einen Sohn, Anna und Christoph, die zwischen 1646 und 1650 mehrfach in Warnsdorf Pate standen - rechnerisch also genau vier Kinder im Alter von mindestens 20 (bei einem angenommenen Patenmindestalter von 14) bis sechs Jahren zum Zeitpunkt der Auswanderung. Da die Hainewalder Sterbebücher wie die Trauverzeichnisse erst ab 1680 erhalten sind, bleibt offen, ob eins der Kinder vor Dezember 1652 starb und damit die Zahl von drei Kindern für den nach Hainewalde gezogenen Peter Roscher der Verzeichnisse zu halten wäre, oder ob aufgrund der Tatsache, daß im Juli 1660 Peter Roscher in Hainewalde wieder mit vier Kindern aufgezeichnet wurde, von einem Schreibfehler im Dezemberverzeichnis auszugehen ist. Getauft wurde zumindest seit Beginn der dortigen Taufverzeichnisse 1652 kein weiteres Kind eines Peter Roscher - wohl aber ab Ende 1657 bis 1665 insgesamt fünf Töchter eines Christoph Roscher, Hausmanns in Hainewalde. Geht man davon aus, daß Peters gleichnamiger Sohn, der 1651 in Warnsdorf zum ersten Mal Pate stand, spätestens 1636/37 geboren gewesen sein muß, könnte es sich hier also um die Enkelinnen des Bauern Peter Roscher gehandelt haben. Dessen Frau erscheint im Juli 1660 bereits nicht mehr, dürfte also vorher gestorben sein. Wenn er selbst nicht ebenfalls vor Einsetzen der Sterberegister in Hainewalde gestorben sein soll, böte sich noch eine zweite Variante: Im April 1679 starb im benachbarten Bertsdorf Peter Roscher, gewesener alter Exulant und Hausvater im Mitteldorf im Alter von 79 Jahren - vielleicht auch nur eine reine Namensgleichheit.

Baltzer Seidemann,

Niedermüller in Warnsdorf, ist aufgrund des Ausschnittes, den die Warnsdorfer Quellen freigeben, schwer zu fassen: Die Taufen seiner vermutlich letzten zwei Kinder (Balthasar und Elisabeth) fallen gerade noch in die 1630er Jahre, geheiratet hatte er also vor Einsetzen der Kirchenbücher, und gestorben müssen er und seine Frau Maria dann in Großschönau sein, wohin sie vor Jacobi, also im Sommer 1652, mit zwei Kindern gezogen waren und wo sie noch 1660 mit drei Kindern geführt wurden. Allerdings gehörte er als Müller in Warnsdorf zu denjenigen Mitgliedern der Dorfgemeinschaft, die überdurchschnittlich oft zum Gevatter gebeten worden, darunter auch zweimal in Seifhennersdorf (1636, 1642). Auch vier seiner älteren Kinder, Eva, Hans, Maria und Anna, stehen zwischen 1637 und 1651 jeweils mehrfach Pate. Eva heiratete 1643 →Michael Goldbrich (Goldberg), den Sohn des 1641 verstorbenen Warnsdorfer Oberrichters. →Hans Seidemann dürfte um 1649 geheiratet haben. Maria vermählte sich 1647 mit →Peter Roscher dem Jüngeren, mit dem sie fünf Jahre später nach Großschönau ging. Anna, Balthasar und Elisabeth dürften die drei Kinder sein, mit denen Baltzer und Maria 1660 in Großschönau waren.

Beim Verhör in Zittau 1653 sagte er aus, er

"hette einen Loßbrieff von Juncker Kottwitzen, hernach auch vom H[errn] Hauptmann Anthon Schlieffen einen bekommen, undt hette sich so lange alda aufgehalten, weil er wegen der Religion bleiben können, Weilß aber länger nicht sein wollen, hette er seinen Fuß müßen weiter setzen."

Im Großschönauer Schöppenbuch fehlen weitere Spuren von ihm.

Hans Seidemann

Zwei Emigranteneinträge dieses Namens sind zu identifizieren. Ein Häusler wurde im November 1654 in Hainewalde, 1660 dann mit drei Kindern, aber ohne Frau in Witgendorf geortet. Elisabeth, Witwe eines zweiten Hans Seidemann, war vor 1657 und noch 1660 in Niederkiesdorf verzeichnet worden. Auch wenn letztere, da beide Verzeichnisse keine Herkunftsorte angeben, zunächst nicht Warnsdorf zuzuordnen ist, könnte auch sie von hier stammen:

In Warnsdorf hatte es mindestens zwei verheiratete Hans Seidemann gegeben, deren Frauen - Christina und Elisabeth - zwischen 1640 und 1654 im Wechsel Pate standen. Christina Seydemann gebar 1640 bis 1645 drei Kinder, evtl. auch schon 1639 einen Christoph, bei dem die Mutter nicht angegeben ist und der 1648 starb. Sie stand schon 1640 und noch 1654 Pate in Warnsdorf, während Elisabeth 1650 zum ersten und letzten Mal erschien.

Ein Hans selbst stand 1649 als Mühlknecht, 1650 ohne Bezeichnung Pate. Auch →Baltzer Seidemanns Sohn Hans war als Junggeselle letztmalig 1648 bei einer Taufe erschienen und könnte also um 1648/49 geheiratet haben - die Lücke in den Trauregistern von 1649/51 würde dies decken - und daher von diesem Datum an nicht mehr als Sohn, sondern "auf eigene Rechnung" aufgetreten sein. Als Sohn des Müllers ist seine Beschäftigung als Mühlknecht naheliegend. Seine Frau könnte dann Elisabeth gewesen sein, deren Tocher Anna Rosina 1651 getauft wurde. In Warnsdorf fehlt jede weitere Spur von dieser Familie. Insofern könnte Hans zu irgendeinem Zeitpunkt zwischen 1651 und 1657 gestorben und Elisabeth in der Witwe Hans Seidemanns in Niederkiesdorf zu sehen sein.

Der zweite Hans erschien bereits 1634, als er als Sohn Nicol Seidemanns Pate stand. Nickel war Müller vor →Baltzer Seidemann gewesen und starb als der Alte Müller 1655, 82jährig. Seine Frau folgte ihm 1658. Bereits 1643 war ein erwachsener Sohn Christoph, als Junggeselle bezeichnet, begraben worden, also ein Bruder dieses zweiten Hans Seydemann. Letzterer könnte mit Christina verheiratet und Vater ihrer drei nach 1648 noch lebenden Kinder gewesen sein. Das Durcheinander in den Traueinträgen zwischen 1638 und 1648 ließe die Annahme einer solchen nach 1634 "verlorenen" Trauung zu, die zudem auch in einem der lausitzischen Nachbarorte gehalten worden sein könnte. Diese drei Kinder waren es dann, die, 1654 9 bis 14 Jahre alt, mit dem Vater 1660 in Witgendorf lebten, wo die Mutter möglicherweise gestorben oder schlicht nicht verzeichnet worden war.

Balthasar Salomon,

zur Zeit der Emigration Bauer in Warnsdorf, erschien erstmals 1635 bei der Taufe seiner Tochter Maria im Warnsdorfer Kirchenbuch. Seine Frau Dorothea wurde erstmals als Patin 1637 mit Namen genannt. Gemeinsam tauften sie bis 1651 insgesamt sieben Kinder, von denen mindestens eins als Sechswochenkind starb. Letztmalig stehen beide jeweils 1652 Pate. Die Verzeichnisse sehen die Familie mit fünf Kindern ab Dezember 1652 in Seifhennersdorf. 1655 wurde dort ein ungetauftes Kind Baltzers begraben. Im Januar dieses Jahres gab er in Bautzen an, 6 kleine kinder zu haben, so daß entweder noch eins unverzeichnet in Seifhennersdorf geboren worden war oder die Zahl von 1652 nicht stimmte. Die in Warnsdorf um 1652 noch lebenden sechs Kinder wären 1655 im Alter von 20, 18, 15, 11, 8 und 4 Jahren gewesen, auch die älteren konnten aber im Zusammenhang mit dem Schuldenprozeß im Oberamt zur Untermalung eigener Bedürftigkeit als "klein" einbezogen worden sein.

1635 war Salomon noch Häusler gewesen, hatte später aber ein Bauerngut erworben, das nach seiner Flucht noch zur Zeit der Berní rula wüst lag. 1655 übernahm es der Sohn des in Warnsdorf bleibenden →Hans Wentig, Hans.

1660 wurde Salomon mit Frau und sechs Kindern in Spitzkunnersdorf verzeichnet. Laut dortigem Kirchenbuch war bereits 1656 die elfjährige Tochter Eva gestorben, im selben Jahr, in dem sich eine Tochter Salome (*1637) verheiratete. 1657 heiratete auch die älteste Tochter Marie (*1635); beide Ehemänner waren Spitzkunnersdorfer Junggesellen. 1673 wurde Baltzers Frau Dorothea 59jährig begraben. Ein Jahr nach ihr starb der 1647 in Warnsdorf getaufte Sohn Hans. Balthasar selbst starb mit 85 Jahren im Januar 1688.

Das letzte der noch in Warnsdorf getauften Kinder, Balthasar Salomon, starb am 09. Januar 1737 in Spitzkunnersdorf als der alte Zimmermann am Schlage (*09. Juni 1651). Die um diese Zeit noch in Spitzkunnersdorf nachweisbaren Salomons waren sämtlich seine Nachfahren, so daß lediglich von seinem ältesten Bruder Christoph (*1640) jede Spur fehlt.

Am 01. Dezember 1655 heiratete in Spitzkunnersdorf Elisabeth, die hinterlassene Tochter Christoph Salomons aus Warnsdorf, den Junggesellen Andres Neumann. Sie erscheint in keiner der Exulantenlisten. In Warnsdorf hatte sie 1651 zweimal Pate gestanden, schon damals als Halbwaise. Im selben Jahr starb auch ihre verwitwete Mutter. Bei Elisabeths Tod 1685 wurde ihr Alter mit 51 Jahren angegeben, sie wäre somit etwa 1634 geboren worden und hätte etwa 21jährig nach Spitzkunnersdorf geheiratet. Ob sie vorher emigriert war oder bis zur Hochzeit in Warnsdorf gelebt hatte, bleibt offen. Zwar war ihre Schwester Maria unter den Exulanten, die seit 1638 mit →Georg Müller aus Niederhennersdorf verheiratet war, mit diesem zunächst in Warnsdorf gelebt hatte und dann über Seifhennersdorf nach Zittau emigrierte. Ein älterer Bruder Peter aber lebte mit Familie durchgängig in Warnsdorf; für ihn sind Taufen sind bis mindestens 1661 nachweisbar. Verwandtschaftlich war Elisabeth somit nicht eindeutig vorbelastet. Mit der Familie des Exulanten Baltzer Neumann waren beide Geschwisterfamilien über Patenschaften verbunden - wie auch bereits seit den 1630er Jahren mit einer Spitzkunnersdorfer Familie dieses Namens, aus der sie möglicherweise dann ihren Ehemann nahm.

Die Schmied Urthe

war laut Schuldenverzeichnis von November 1654 nach Seifhennersdorf geflohen. Sie wurde unter den gewesenen Hausleuten geführt. 1660 befand sich in Seifhennersdorf laut Verzeichnis eine Schmied Dorothea, Witwe. In der undatierten Zusammenstellung von etwa 1657 war ihr eine Tochter an die Seite gegeben worden.

In den Warnsdorfer Kirchenbüchern taucht die Schmied Urthe lediglich zweimal auf: 1651 und 1652 steht Maria, der Schmidt Urthen Tochter, Pate (bei Hans Wentig und Görge Järsels (Järschel) Kindern). Eine Dorothea, die in irgendeiner Weise mit dem Namen oder Beruf Schmied in Verbindung zu bringen wäre, ließ sich indessen nicht finden. Im Seifhennersdorfer Kirchenbuch war weder die Mutter noch die Tochter nachzuweisen.

[Hans Schmied],

der im Juliverzeichnis 1660 erstmals erschien, mit Frau und drei Kindern in Herwigsdorf, ist nicht zwangsläufig als Warnsdorfer Flüchtling zu identifizieren - das Verzeichnis gibt keine Herkunftsorte an. Allerdings würde der hiesige Gemeindeschmied genau auf diese Konstellation passen: Hans Schmied, Junggeselle und Gemeinschmied, hinterlassener Sohn des Niedergrunders Matz Schmied, hatte sich 1645 vom Waltersdorfer Pfarrer Scharschmidt mit Justina, der Tochter des Grunder Gärtners Görge Grohmann, trauen lassen. 1647, 1649 und 1651 tauften sie einen Sohn und zwei Töchter, ohne daß für diese Kinder Sterbeeinträge überliefert wären. Hans stand im September 1651, Justina im Juni 1652 letztmalig Pate. Danach fehlen alle weiteren Hinweise auf die Familie in Warnsdorf.

Hans Schreiber (Sybilla)

Die Schuster Sybilla, die mit einer Tochter im Dezember 1652 in Bertsdorf angeführt wurde, offenbarte sich im Verhör von Januar 1653 als Hannß Schreibers Wittib, die Schuster Sibylla genandt. Eva, der Hans Schreiberin Tochter, stand in Warnsdorf 1647 und 1648 Pate. Weitere Auskünfte über die Familie gibt das Kirchenbuch nicht. Das Entlaufen dieser Tochter als Magd vom Obervorwerk nach Bertsdorf wurde im Januar 1653 gesondert als Vergehen festgehalten. Das 1660er-Verzeichnis gab der Sybilla Schreiberin in Bertsdorf dann drei Töchter hinzu. Schon im Verhör 1653 in Zittau hatte sie angegeben, sie hätte das Katholischwerden "mit ihren Kindern auch gescheuet, undt hette sich in Zeiten bey seit gemacht" - sie war somit von Anfang an mit mehreren Töchtern ins Exil gegangen. In Bertsdorf wurden entsprechend zwischen 1654 und 1668 drei hinterlassene Töchter Hans Schreibers getraut (Eva, Dorothea und Anna). Ihr Vater wurde dabei als ehemaliger Gärtner in Obergrund identifiziert. Seine Witwe und Kinder waren zu einem unbestimmten Zeitpunkt nach seinem Tod nach Warnsdorf gezogen, wo sie als Inwohner lebten. Die älteste Tochter - also wohl Eva, die Patin von 1647/48 - war dort "zu hofe genommen" worden.

Schuster Benina

Auf die im November 1654 unter den gewesenen Hausleuten aufgeführte Warnsdorferin finden sich auf den ersten Blick weder im Zusammenhang mit dem Namen noch dem Beruf Schuster weitere Hinweise. Die Warnsdorfer hatten sie mit Zielort Seifhennersdorf verzeichnet. In Seifhennersdorf findet sich zur fraglichen Zeit als Exulantin Beni(g)na, hinterlassene Tochter des Warnsdorfer Niederrichters Christoph Dämitz: 1654 und 1655 stand sie Pate, 1656 heiratete sie in Seifhennersdorf den ebenfalls aus Warnsdorf geflohenen →Adam Hase (Anm. ). Ihr Vater hatte 1634 in Warnsdorf einen Sohn Martin taufen lassen; zwischen 1648 und 1652 muß er gestorben sein: In diesen Jahren stand Benina dort Pate, beim ersten Mal als Tochter, danach als hinterlassene Tochter Christoph Dominz'. Der Beiname ‚Schuster' könnte in Warnsdorf längerfristig mit der Familie Dömnitz verbunden gewesen sein, wenn der Schuhmacher →Martin Dämitz nicht der erste seines Berufs gewesen wäre. Die Art der Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Christoph und Martin Dämitz ließ sich jedoch nicht nachweisen. Immerhin würde die Identifizierung der Schuster Benina der Braut des Exulanten Adam Hase, die im Juliverzeichnis neu als seine Ehefrau geführt wurde, das Verschwinden der Schusterin in diesem Verzeichnis ebenso aufklären wie umgekehrt das Fehlen der in Seifhennersdorf als Exulantin gekennzeichneten Benigna Dömnitz in den Rückforderungslisten ihrer Herrschaft.

Adam Sieber

war in Warnsdorf Gärtner gewesen. 1635 hatte er sich in Hennersdorf mit Anna trauen lassen, der Tochter des Warnsdorfers →Jonas Geihl. Anna gebar vier Kinder zwischen 1637 und 1647, von denen zwei ungetauft starben. Bereits im April 1652 waren sie mit drei Kindern als Geflohene verzeichnet worden, im Dezember in Zittau mit zweien. Erstmals im November 1654 erschienen sie dann mit dem Aufenthaltsort (Neu-)Hörnitz, unter Christian von Hartig, unter dessen Erben sie noch 1660 mit zwei Kindern angetroffen wurden.

Adam Siebers Garten wurde 1655 dem zurückgekehrten Schulmeister →Hans Elstner unentgeltlich überlassen.

Christoph Sieber

Um den Michaelistag (29. September) 1652 war der Warnsdorfer Gärtner mit Frau und drei Kindern nach Seifhennersdorf gekommen. Aufgrund der immensen Kirchenschuld von 23 Talern und 14 Silbergroschen läßt er sich in den Schuldforderungen und Verhören der Folgezeit gut identifizieren, obwohl die jeweiligen Ortsangaben eigenwillig erscheinen. Bis ins Novemberverzeichnis 1654 wurde er in Seifhennersdorf lokalisiert, und im Juli 1660 dort auch erneut angetroffen. Im Bautzner Verhör von Januar 1655 erschien er zwischenzeitlich mit dem Zusatz "zu Woltersdorf". Tatsächlich hatte der Zittauer Rat in seiner Erhebung vom 14. Dezember 1654 drei Exulanten dieses Namens unter seiner Gerichtsbarkeit gefunden - in Hirschfelde, (Seif-)Hennersdorf und Waltersdorf. Da jedoch Christoph Sieber aus Warnsdorf, jetzt im Exil, 1656 in Seifhennersdorf eine Tochter Maria getauft wurde, ist davon auszugehen, daß dem Bautzner Schreiber während des Verhörs in der Übernahme der Angaben aus den Listen ein Fehler unterlaufen war und er den Rumburgischen Untertan aus Warnsdorf mit einem anderen Exulanten dieses Namens, der in Waltersdorf lebte, verwechselt hatte.

Christoph Sieber war in Warnsdorf im hier ausgewerteten Ausschnitt der Quellen kein seltener Name. Die Kirchrechnungen hielten in den Jahren von 1648 bis 1655 einen Bauern und einen Gärtner dieses Namens fest. Bei den vertagten Erbegeldern war der Bauer durchgängig aufgeführt - der Gärtner nur bis einschließlich 1652. 1653 stand das Geld auf Christoph Siebers Garten. 1654 wurde nur der Bauer geführt. 1655 im Rahmen der großen Umschuldung fiel dann der Garten aus der Rechnung heraus, ohne allerdings unter den im gleichen Jahr festgehaltenen neu vergebenen Gütern der Geflohenen aufzutauchen. - Der Bauer Christoff Sieber wurde ab 1659 in verschiedenen Rubriken als "der alte" gekennzeichnet, es war also ein jüngerer Christoph hinzugetreten. - Unter der Kennzeichnung wüster Güter, auf denen Schulden lasteten, wurde schon 1648/49 Christoff Siebers garten, welchen Hanns Nietsche angenommen geführt, im Folgejahr präzisiert als dem verstorbenen Christoph Sieber gehörig.

Diese mindestens vier Träger des Namens lassen sich dennoch weitgehend auseinanderdividieren:

Ein älterer Gartenbesitzer dieses Namens starb 1640 in der Epidemie, mit ihm vier seiner Kinder und die Frau. Dieses Gartengut dürfte, wenn es mangels Erben nach dem Tod längere Zeit wüst gelegen hatte, mit dem laut Kirchrechnung von Hans Nietzsche übernommenen identisch sein.

Der Bauer Christoph Sieber stand bereits 1630 im benachbarten Seifhennersdorf Pate. Seine Frau Barbara gebar ihm 1640 und 1642 zwei Kinder und stand selbst 1651 Pate. Christoph Sieber der alte verheiratete sich, nachdem Barbara 1661 gestorben war, 1664 ein weiteres Mal und wurde in Rumburg mit der Tochter Jacob Roschers aus Oberhennersdorf getraut.

Am 31. Oktober 1656 heiratete der gleichnamige Sohn dieses Bauern Christoff Sieber aus Warnsdorf in Seifhennersdorf Dorothea, die Witwe Görge Roschers aus Seifhennersdorf.

Dem Hausgenossen Christoph Sieber wurden 1637 und 1638 zwei Kinder getauft. Bei der Geburt des zweiten, am 25. Juni 1638, starb die Mutter, Justina, Görge Herzigs Tochter.

1643 schließlich ließ sich der Junggeselle Christoph Sieber in Warnsdorf vom mit Maria, der Tochter →Michel Keufflers trauen. In den Folgejahren bis 1651 wurden ihnen vier Kinder getauft, von denen eine Tochter nach 10 Tagen starb. Mit diesen drei Kindern zogen sie somit 1652 nach Seifhennersdorf, wo ihnen 1656 und 1661 zwei weitere Kinder geboren wurden.

George Sieber

Ein Häusler und Leinweber sowie ein Bauer dieses Namens werden als flüchtige Warnsdorfer in den Verzeichnissen geführt. Beide gingen vor Dezember 1652 nach Großschönau und waren bis November 1654 dort nachweisbar. Im Juli 1660 fand sich nur noch die Witwe des Häuslers in Großschönau, der Bauer wurde nicht mehr verzeichnet.

Der Warnsdorfer Junggeselle Görge Sieber heiratete 1639 Justina, die hinterlassene Tochter Jacob Wentzels. Justina wurde in den Folgejahren bis 1644 als Frau des Gärtners, ab 1650 des Bauern Görge Sieber bezeichnet. 1654 verzeichnet ihn die Berní rula auf einem Gut, das er 1654 neu angenommen habe. Damit ist in ihm der geflohene und zurückgekehrte Bauer zu sehen. Er starb 64jährig 1670.

1640 starb in Hersdorf bei der Gabel Görge Sieber der Lange und wurde dort auch begraben. Der Beiname blieb jedoch in Warnsdorf: Die Schulden der Geflohenen, die im November 1653 aufgezeichnet wurden, wurden George Sieber dem Langen, Häusler, angelastet. Er ist damit der zweite Flüchtling von 1652. Der Häusler Georg war mit Maria verheiratet, mit der er 1640, 1645 und 1649 Kinder taufte, von denen das letzte unmittelbar darauf starb. Bei zwei 1634 und 1637 getauften Kindern ist die Zuordnung nicht klar. Wenn sie zum Häusler gehören, wären insgesamt vier Kinder vorhanden gewesen, die denen der Verzeichnisse entsprochen hätten.

Georg Sieber, Mühlknecht, stand 1644 und 1645 in Warnsdorf Pate und ist dort ansonsten nicht nachweisbar. Im Text hat sich herausgestellt, daß er anfang der 1650er Jahre ebenfalls als Exulant emigrierte und nach Seifhennersdorf ging. 1652 erscheint dort erstmals Georg Sieber, Müller in der Kleinen Mühle. Zusammen mit seiner Frau, Maria, lebte er fortan dort, übernahm 1658 die Steinmühle und wurde noch 1688 für den Zittauer Rat im Streit um Seifhennersdorfer Teich verhört. In den Exulantenverzeichnissen fehlt er.

Matthes Sieber

hatte in Warnsdorf 1635 seine Frau Maria geheiratet, die Tochter des Totengräbers Gregor Wurm. Getraut hatte sie der Seifhennersdorfer Pfarrer Melchior Gerlach. Acht Kinder wurden ihnen bis 1651 in Warnsdorf getauft, wovon laut Kirchenbuch zwei starben. Matthes stand in Warnsdorf letztmalig am 23. Januar 1652 Pate, Maria bereits im Juni 1651. Als die Kommissare angekündigt wurden, gingen sie nach Seifhennersdorf, wo sie im Dezember 1652 mit 3 Kindern verzeichnet wurden. Von den in Warnsdorf getauften sechs Kindern erscheinen später in Seifhennersdorf noch zwei Söhne, die 1653 und 1661 sterben, Hans, 1637 geboren, der 1658 heiratete, die 1640 geborene Maria, die 1658/59 Pate steht und 1662 getraut wurde und Elisabeth, 1646 geboren, verheiratet 1666. Als erste der drei in Seifhennersdorf getauften Kinder (von denen eins achtjährig starb) kam Christina, 1654 geboren, 1676 unter die Haube. Zum Zeitpunkt der Erhebung von 1652 müssen die Siebers also mindestens fünf Kinder in Seifhennersdorf gehabt haben. Als sie 1660 mit sechs Kindern aufgelistet wurden, waren sieben ihrer Nachkommen in Seifhennersdorf, wovon allerdings der älteste schon verheiratet war - insofern stimmt hier eine Zahl aus dem 1660er-Verzeichnis einmal mehr genau.

Martin Dömitz

Merten Dömnitz, Schuster heiratete 1644 in zweiter Ehe seine Frau Dorothea, über die wegen des unvollständigen Eintrags nichts weiter zu erfahren ist. Seine vorige Frau war bereits 1637 gestorben. Bis 1651 hatten sie drei Töchter. Letztmalig Pate standen beide 1652, er am 28. Juni, sie am 25. Juli. Der Dezember sah sie mit ihren drei Kindern in Hainewalde. Ab November 1654 wurde ihr Aufenthaltsort mit Seifhennersdorf angegeben, wo Martin als Schuhmacher von Warnsdorf, anietzo im Exil alhier sich aufhaltende, erstmals 1653 als Pate erschien und ab 1655 als Häusler in der Otterau bezeichnet wurde. Noch 1660 waren sie hier und scheinen es auch geblieben zu sein. Die drei in Warnsdorf geborenen Töchter jedenfalls heirateten in Seifhennersdorf zwischen 1663 und 1673.

Christoph Däßler

Der Schneider in Warnsdorf wurde 1642 durch den Seifhennersdorfer Pfarrer Martin Felmer mit Dorothea, der Tochter des verstorbenen Hennersdorfers Christoph Bergmann getraut. Von fünf bis 1651 getauften Kindern starben zwei sehr klein. Das Aprilverzeichnis 1652 sah beide mit den verbleibenden drei Kindern auswandern, das vom Dezember verzeichnete zwei Kinder und Großschönau als Zielort. Im Juli 1660 war die Familie immer noch dort und zählte nun wieder drei Kinder, wobei der Weg der Kinderzahl in Ermangelung eines Großschönauer Kirchenbuchs nicht mehr nachzuvollziehen ist. Christoph Däßler ist derjenige Exulant, der vor 1667 mit dem Zittauer Rat in Streit geriet um eine Hecke, die er in einen Aueteich an der Mandau gepflanzt hatte, und damit nochmals aktenkundig wurde (Buch, S. 546). Seine Schwester Barbara hatte sich 1637 in Seifhennersdorf Georg, mit dem Sohn des dortigen Gärtners Baltzer Donath, verheiratet.

Michael Däßler

war Gärtner in Warnsdorf gewesen. Mit seiner Frau Margaretha wurden ihm laut Taufbuch 1634 und 1642 zwei Söhne getauft. Ein 1637 achttägig gestorbenes weiteres Kind fehlt in den Taufeinträgen. Mit zwei Kindern auch zog er vor April 1652 nach Großschönau, wo er mit beiden und seiner Frau noch 1660 lebte.

Jacob Thiele

zog im Zusammenhang mit der Kommissarsanwesenheit im Sommer 1652 nach Großschönau. Mit ihm ging seine Frau Maria, geborene Frantzin, und der gemeinsame einjährige Sohn Christoph, 1651 in Warnsdorf getauf. Noch 1660 wurden sie in Großschönau in dieser Konstellation, um ein Kind vermehrt, geführt. Im dortigen Schöppenbuch sind im 17. Jahrhundert keine Thieles nachgewiesen.

Jacob Thomas

erscheint im Warnsdorfer Kirchenbuch ausschließlich unter den Paten. Den Eintragungen zwischen 1641 und 1651 ist zu entnehmen, daß er Häusler war, seine Frau Anna hieß und eine gemeinsame Tochter Maria vorhanden war, die 1648/49 bereits Pate stand, einmal bei dem unehelichen Kind der hinterlassenen Tochter →Georg Michels, einmal bei einer Tochter →Christoph Meys. Daß Jacob Thomas im Dezember 1652 mit Frau und zwei Kindern im exilio gewesen sein soll, läßt sich weder be- noch widerlegen. Die Kirchrechnung verzeichnet bis 1652 8 Taler vertagte Erbegelder des Jacob Thomas, die anschließend 1654 und 1655 als auf seinem Heusel lastend notiert wurden. Die Familie war bereits 1652 nach Lawalde gezogen und wohnte dort auch noch 1660.

Der dortige Gutsherr, Caspar Heinrich von Rodewitz, hielt anläßlich der Oberamtsuntersuchung vom Januar 1655 fest, daß Thomas kein Rumburgischer, sondern sein eigener Untertan sei, der nie einen Losbrief erbeten noch erhalten habe,

"sondern ist bei wehrenden unruhigen Krieges Wesen in seiner Jugend gegen Warnsdorf kommen, und sich etliche Jahr da enthalten, bis er wegen Reformation weichen und seinen Aufenthalt anders wo suchen müssen".

Daher sei er schlicht zurückgekehrt, nicht aber emigriert.

Christoph Wentig

Die Exulantenlisten weisen zwei Warnsdorfer dieses Namens aus, von denen einer nach Großschönau, einer nach Seifhennersdorf ging. Beide blieben bis mindestens 1660 an ihren neuen Wohnorten.

In Warnsdorf traute 1647 der Großschönauer Pfarrer Willich Christoph Wentig, den Sohn →Görge Wentigs des Gutschen, mit Anna Maria, der Tochter →Christoph Bergers. Als sie im Mai 1652 mit 27 Jahren in Warnsdorf begraben wurde, hatte sie zwei Söhne zur Welt gebracht. Der Witwer, in Warnsdorf Großgärtner, ging vor Dezember 1652 nach Großschönau, wo er zunächst als Leinewebergeselle arbeitete. Das Verzeichnis dieses Monats sieht ihn ohne Kinder, dafür mit Frau, die er dann zwischen Mai und Dezember hätte heiraten müssen. Im Juli 1660 war er als Witwer mit 2 Kindern in Großschönau geführt.

1649 wurde in Seifhennersdorf der Warnsdorfer Junggeselle Christoff Wäntig, Sohn →George Wentigs, mit Justina, der Tochter Christoff Michels, Gärtners im Hennersdorfer Halbendorf, getraut. Am 09. Oktober 1650 wurde ihnen in Warnsdorf eine Tochter Sabina getauft. Christoff hatte in Warnsdorf eine Kleingärtnerstelle inne, die er vor April 1652 verließ, denn zu diesem Zeitpunkt wurde er mit Frau und einem Kind als geflohen verzeichnet. Das Dezemberverzeichnis sah ihn in Seifhennersdorf, verschwieg aber die Tochter. Das Juliverzeichnis von 1660 führte ihn dann wieder mit Frau und immer noch einem Kind. Christoff hatte in Hennersdorf eine Gärtnerstelle im Halbendorf erworben und stand bis 1660 als Gärtner dort Pate, bereits im Folgejahr aber starb er, 38jährig. Seine Witwe Justina verheiratete sich 1663 in Seifhennersdorf neu mit Georg Michel, Gärtner und Junggeselle, einem Sohn des Seifhennersdorfer Häuslers Gregor Michel, der nicht mit dem gleichnamigen Warnsdorfer Emigranten in Großschönau identisch ist.

Ein älterer Christoph Wenttig, Bauer, war in Warnsdorf 1634 im 50. Lebensjahr gestorben. Seine Tochter Maria stand 1639 und 1644 Pate in Warnsdorf und wurde jeweils als der Christoff Wentigin Tochter bezeichnet; zu diesem Zeitpunkt lebte also auch die Witwe noch. Beider weiterer Verbleib ist ungeklärt.

George Wehntig

Die Listen der Rumburger Herrschaft forderten ab Dezember 1652 zwei Gärtner dieses Namens zurück, den einen aus Seifhennersdorf, den anderen aus Großschönau. Nach Seifhennersdorf war George Wehntig der Alte mit Frau und zwei Kindern gezogen, nach Großschönau George der Jüngere, über dessen Familie nur der Stand von 1660 angegeben wurde (Frau, keine Kinder) - der erstere erschien um diese Zeit nicht mehr in den Listen.

In den Kirchenbüchern von Warnsdorf und Seifhennersdorf ist der Name alles andere als selten. In Warnsdorf muß es mindestens drei Träger dieses Namens gegeben haben, die zeitgleich agierten. Folgt man den auftretenden Namen der Ehefrauen, war ein älterer Görge Wentig bereits 1632 mit Maria verheiratet, die in diesem Jahr bei der in Seifhennersdorf vollzogenen Taufe einer Tochter des Warnsdorfer Schuhmachers →Jonas Reinsch, Elisabeth, Pate stand. Dieser Georg Wentig war Gärtner und Leinweber und läßt sich in den 1640er Jahren als Pate identifizieren. Danach verschwinden beide aus den Warnsdorfer Quellen.

Ein zweiter Georg war herrschaftlicher Vogt auf einem der Vorwerke. Als solcher erscheint er bei einer Taufe 1643; bei der Trauung seines Sohnes →Christoff, der als Witwer 1652 nach Großschönau ging, trug er den Beinamen "der Guttsche". Georg war mit Sabina verheiratet, die zwischen 1634 und 1643 sechsmal Pate stand und 1652 66jährig starb. Hinweise auf eine zweite Ehefrau fehlen, so daß er für keines der beiden Übersiedlerpaare in Frage kommt.

Ein dritter Georg Wentig, ein weiterer Sohn des Vogts, heiratete im Februar 1645 Anna, die Tochter des Warnsdorfer Bauern →Merten Jacob. Die Trauung vollzog Pfarrer Jodocus Willich aus Großschönau. 1648 wurde beiden ein Sohn Heinrich geboren, der nach elf Wochen wieder starb. Anna stand in Warnsdorf von 1646 bis 1651 Pate. 1650 wurde sie bei einer Taufe in Seifhennersdorf als Frau des Warnsdorfer Gärtners George Wäntig angeführt. 1656 stand dort eine gleichnamige Ehefrau eines George Pate, der Häusler in Großschönau war. Derselbe Georg Wäntig, Häusler in Großschönau, stand 1659 in Seifhennersdorf Pate. Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, in diesem Görge Wentig, dem Sohn des Vogts, den jüngeren der beiden gleichnamigen Exulanten zu sehen, die beide ihre Gartennahrungen verlassen hatten. Dieser wäre dann ab 1652 in Großschönau gewesen, wo mangels Quellen sein Verbleib im Dunkeln bleibt. Ein Gut oder Haus erwarb er dort nicht.

Am anderen Zielort, in Seifhennersdorf, starb 1670 Maria, die 63jährige Witwe des in der Hennersdorfer Otterau beheimateten Häuslers Georg. Dieser war bereits sechs Jahre zuvor, 1664, mit 76 Jahren begraben worden. Damit kommen beide als das erstbeschriebene der Warnsdorfer und damit das ältere der beiden Georg-Wäntig-Paare in Betracht. Maria, 1607 geboren, wäre dann 1632 - zum Zeitpunkt ihres ersten nachweisbaren Auftretens als Georgs Ehefrau - relativ frisch verheiratet gewesen. Georg selbst wäre gegen 1588 geboren und damit bei der Emigration 64 Jahre alt gewesen. Daß er sich beim Verhör in Zittau 1653 als "nunmehro ein alter Mann" bezeichnete, wäre dadurch gedeckt. Die beiden Kinder, mit denen die beiden ausgewandert sein sollten, lassen sich nicht eindeutig identifizieren. Eine Anna, Tochter Görge Wehntigs, stand in Warnsdorf zwischen 1648 und 1651 mehrfach Pate. Ein Verbleib in Seifhennersdorf ist jedoch nicht nachweisbar.

Eine der beiden Gartennahrungen, die die Georg Wentigs in Warnsdorf verlassen hatten, wurde laut Berní rula und den Schöppenbuchauszügen 1654 von Waczslaw Flekh (= Wenzel Flock) übernommen.

In Seifhennersdorf war schon 1629 ein Georg, Bartell Wentigs des Häuslers Sohn geboren worden, dessen Familie bereits 1614 am Ort nachweisbar ist. 1658 heiratete er die hinterlassene Tochter Matthes Breuers aus Gablonz/Jablonec nad Nisou, Maria. Dieser Georg starb 38jährig 1667, seine Witwe 1695 mit 60 Jahren.

Hans Wentig

Die Emigrantenverzeichnisse kennen eine Hans Wehntigin, die im Dezember 1652 reklamiert wurde, und einen Häusler Hans Wentig, der im November 1654 und dann wieder im Juli 1660, diesmal mit Frau und einem Kind aufgezeichnet wurde. Für beide wurde Großschönau als Zielort angegeben. Die etwa 1657 zusammengestellte Bestandsaufnahme im Oberamt ergänzt dies um die Information, neben Hannß Wenting hielten sich seine Mutter und Schwiegermutter in Großschönau auf.

Die Warnsdorfer Kirchenbücher kennen im Betrachtungsausschnitt fünf Bewohner dieses Namens: erstens Hans Wentig den Oberen, Bauern; zweitens dessen gleichnamigen Sohn; drittens Hans Wentig den Niederen, der 1634 40jährig starb; viertens den bereits genannten Sohn →Georg Wentigs des Älteren; fünftens schließlich einen Hans Wehntig, der nur zweimal sicher nachweisbar ist: Bei der Taufe seines Sohnes Johannes im Juni 1652 durch Pfarrer Graf, und anläßlich einer Patenschaft seiner - aus dieser Taufe identifizierbaren - Frau Dorothea im Februar. Daß Hans Wentig im Warnsdorfer Taufeintrag für seinen Sohn zur Unterscheidung von den anderen Trägern dieses Namens als Häusler bezeichnet wurde - dies war somit sein unverwechselbares Kennzeichen gegenüber den anderen Bewohnern dieses Namens -, offenbart ihn als den Exulanten aus den Rückforderungslisten. Demnach verließ er Warnsdorf erst nach Dezember 1652. Daß ihm im Verzeichnis von November 1654 bescheinigt wurde, er habe keine Schulden hinterlassen, erklärt sowohl sein Fehlen im November 1653 als auch die Tatsache, daß er nicht zum Bautzenverhör 1655 geladen worden war, in dem es um die Außenstände der Flüchtlinge gegangen war. Wenn die Angabe des Verzeichnisses von 1660 stimmt, wären Hans und Dorothea in Großschönau keine weiteren Kinder getauft worden.

Die Hans Wentigin, die bereits im Dezember 1652 als geflohen geführt wurde, bleibt zunächst im Dunkeln. In ihr dürfte die Witwe Hans Wentigs des Niedern zu sehen sein, für die jeder Verbleib in Warnsdorf ungeklärt ist. Sie wäre dann nach dem Tod ihres Mannes unverheiratet geblieben und - orientiert man sich am Alter des Verstorbenen - mit Ende Fünfzig auf die Flucht gegangen. Das Verschwinden der Hans Wentigin im Juliverzeichnis 1660 ließe sich erklären, wenn man sie mit der dort erstmals erwähnten Mutter Hans Wentigs - des Häuslers - gleichsetzt. Da sich mit Ausnahme eines 1638 gestorbenen Sohnes Georg keine weiteren Kinder Hans des Niederen nachweisen lassen, könnte in diesem Fall der einzige Sohn die Mutter im Großschönauer Exil zu sich genommen haben. Wer jedoch dann die gleichzeitig erwähnte Schwiegermutter gewesen sein könnte, bleibt offen: eine Verbindung etwa einer der anderen 1652 nach Großschönau gezogenen Witwen mit einer Tochter Dorothea, die gegen 1650 aus den Kirchenbüchern verschwände - die Annahme einer undokumentierten Trauung in dieser Zeit lassen die Lücken der Warnsdorfer Matriken durchaus zu -, ließ sich nicht herstellen.

Der Bauer Hans Wentig, der Ältere oder Obere, blieb in Warnsdorf. 1635 bis 1646 wurden ihm und seiner Frau Maria fünf Töchter getauft, von denen zwei rasch wieder starben, während Maria, Elisabeth und Eva am Leben blieben. Ein weiteres Kind starb 1634 mit 32 Wochen als "kleinstes Kind", eine "älteste Tochter" im gleichen Jahr im Alter von knapp 11 Jahren. Zwischen 1623 und 1634 müssen daher die vier weiteren nachweisbaren Kinder geboren worden sein: 1. eine Tochter Anna, erstmals Patin 1639, verheiratet 1646 mit Elias Reinsch, dem hinterlassenen Sohn →Jonas Reinischs. Bis 1668 wurden ihnen zehn Kinder in Warnsdorf getauft. Elias konnte gegen 1653 das Niedere Vorwerk pachten, das →Baltzer Neumann verlassen hatte; 2. der oben mit aufgezählte Sohn Hans, ebenfalls 1639 erstmals Pate, wurde 1655 in Warnsdorf von Pfarrer Andreas Berthold Graf mit Maria, Christoph Müllers Tochter, getraut. Dieser Hans Wentig der Jüngere erwarb laut Kirchenrechnung in diesem Jahr das Gut des geflohenen →Baltzer Salomon, für das er nach der Neuaufteilung der Schulden 1656 Raten bis Martini 1685 ausgesetzt erhielt. Sein Schwiegervater, Christoph Müller, war 1649 und 1652 als Pachtmann in einem der Vorwerke geführt worden; 3. eine Tochter Dorothea, erstmals Patin 1644, heiratete im Februar 1653 in Warnsdorf den Seifhennersdorfer Junggesellen Hans Christoff, Sohn des dortigen Bauern gleichen Namens. Gertraut wurden sie vom katholischen Warnsdorfer Pfarrer Graf, der diesen Vorgang im Kirchenbuch mit eigener Hand festhielt. Dorothea und Hans Christoff lebten dann aber in Seifhennersdorf, wo ihre Kinder in den Folgejahren getauft wurden und Hans nach dem Tod seines Vaters 1655 dessen Gut im Seifhennersdorfer Mitteldorf übernahm. 4. Eine Tochter Justina, die 1648 erstmals als Patin erschien, heiratete 1656 Elias, den Sohn des Warnsdorfer Vogts Matthias Grohmann. Auch für die drei Töchtern Hans Wentigs d. Ä., für die Taufeinträge vorhanden sind, lassen sich Eheschließungen nachweisen: 5. Maria (*1635), Patin erstmals 1652, hatte einen Monat vor Justina Georg, wie deren Bräutigam ein Sohn des Vogts Matthias Grohmann, geheiratet. 6. Elisabeth (*1643) ließ sich 1664 im lausitzischen Oberleutersdorf mit Christoph Elstner, Sohn des Seifhennersdorfer Bauern Hans Elstner, trauen - da sie ein uneheliches Verhältnis eingegangen waren, hatte sich der Pfarrer in Seifhennersdorf geweigert, die Trauung zu vollziehen; offenbar war auch eine Eheschließung in Warnsdorf ausgeschlossen gewesen. 7. Eva (*1646) heiratete ebenfalls 1664 einen Sohn des Obergrunder Bauern Christoph Sieber, Martin.

Hans Wentig des Älteren Ehefrau starb 1663 in Warnsdorf, er selbst 1679.

George Weber,

Häusler und Gemeindebäcker, war vor Dezember 1652 mit Frau und einem Kind aus Warnsdorf weggezogen. Die Verzeichnisse sehen ihn wahlweise unter dem Kloster Marienstern, Ostritz (= Marienthal), in Niederkiesdorf oder unter dem Kloster Marienthal. 1660 im Juli hielt er sich als Witwer in "Schöna" auf, in dem Schönau auf dem Eigen bei Bernstadt zu sehen ist.

In Warnsdorf hatte Görge Wehber, Gemeinbäcke, 1650 Pate gestanden, zwischen 1645 und 1649 läßt sich seine Tochter Elisabeth siebenmal als Patin nachweisen, 1643 auch eine Tochter Anna, die im Folgejahr Abraham Reinsch heiratete. Während Anna durchgängig bis mindestens 1660 in Warnsdorf erscheint, fehlen für Elisabeth alle Spuren - in ihr könnte also das mit den Eltern ins Gebiet des Klosters Marienstern gegangene Kind zu sehen sein.

Hans Werner

und seiner Frau Dorothea wurden in Warnsdorf zwischen 1634 und 1652 acht Kinder getauft, von denen zwei jung starben. Vor der ersten Kirchrechnung 1648 hatte er das Bauerngut des verstorbenen →Hans Sieber angenommen, von dem er aber laut Verzeichnis vor Dezember 1652 weg- und mit fünf Kindern nach Bertsdorf gegangen war. Im November 1654 wurde er in Oderwitz ausgemacht, wo er im Juli 1660 mit sechs Kindern verzeichnet wurde. Im Bertsdorfer Kirchenbuch, wo sich etliche Familien dieses Namens im Untersuchungszeitraum nachweisen lassen, hinterließen die Warnsdorfer in der Kürze keine zuzuordnenden Spuren.

Michael Zabel

hatte sein Warnsdorfer Bauerngut, das er ein Jahr zuvor gegen seine vorige Gartennahrung eingetauscht hatte, zu Jacobi 1652 mit seiner Frau in Richtung Großschönau verlassen, wo er sich bei seiner Tochter aufhielt. Im Januar 1655 wurde er in Bautzen mitverhört. Die Verzeichnisse von 1660 wissen von seinem Verbleib nichts.

Michael Zabel ist ein Beispiel für die Güterverteilungspolitik der Rumburger Herrschaft in den Jahren vor der Flucht. Die Gartennahrung, die er 1651 gegen das Bauerngut eintauschen mußte, hatte er erst zuvor (vor 1648) als Teil eines wüsten Bauerngutes annehmen müssen. - Michael und seine Frau, deren Name nicht überliefert ist, standen zwischen 1631 und 1650 in Warnsdorf Pate, ebenso eine Tochter Anna 1639 und 1640. Anna erschien danach nicht mehr in den Warnsdorfer Büchern - möglich, daß sie sich zu diesem Zeitpunkt nach Großschönau verheiratet hatte und dort 1652 ihre Eltern aufnahm. Michael Zabel hatte 1630 auch in Seifhennersdorf Pate gestanden, als der Warnsdorfer Häusler →Jacob Thomas dort seine Tochter Maria taufen ließ. Von 1662 bis 1667 wurden in Warnsdorf einem Michael Zabel und seiner Frau Dorothea drei Kinder getauft, von denen das letzte gleich wieder starb. Ob es sich hier um einen zweiten oder denselben Michael handelte, der nach 1655, ggf. mit einer in Großschönau geheirateten zweiten Ehefrau, nach Warnsdorf zurückgekehrt wäre, ist nicht zu bestimmen. - Michael Zabels Warnsdorfer Gut wurde Görge Palme eingeräumt, der damit 1659 in den ausstehenden Termingeldern der Kirchrechnung in Warnsdorf erschien.

Die Lehen Dorothea

erscheint im Dezemberverzeichnis von 1652 als Warnsdorfer Flüchtling in Großschönau. Das Warnsdorfer Kirchenbuch gibt keinen Hinweis auf diesen Namen. Ihre Identifikation hängt somit gleichzeitig an einem überaus häufigen Vornamen und andererseits an einem Beinamen, der sich ohne weitere Informationen nicht eindeutig interpretieren läßt. Auf dieser schmalen Basis haben sich keine Rückschlüsse auf ihre Identität ergeben.

Bleich Urthe,

die im November 1654 einmalig unter den entlaufenen Hausleuten geführt wurde, war keinen anderen Daten zuzuordnen.

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Zusatzmaterial
zum Buch: Grenzerfahrungen. Böhmische Exulanten im 17. Jahrhundert
von Wulf Wäntig


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